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Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 41

Bullshit-Bingo

WIR SUCHEN DICH ruft mir das Plakat vom Straßenrand zu. Ich weigere mich: „Das muss ein Missverständnis sein, ich bin kein CNC-Dreher, sondern ein Headhunter.“ Reise zurück in das Jahr 1979 mit dem Titelsong von Monty Python

 

 

Diese Episode handelt von Phrasen und Floskeln in Stellenanzeigen und von Ulrike. Sie ist Anfang 50, steht voll im Saft, sitzt aber in der Tinte, denn ihr Zeitvertrag wurde doch nicht verlängert. Ein eklatanter Wortbruch und eine Riesensauerei, aber so ist das, wenn man bei einem US-Unternehmen angestellt ist.

Für Ulrike kommt nur ein Job im Location-Management infrage. Sie durchforstet die gängigen Job-Portale und wühlt sich durch die Mitgliedsunternehmen des EVVC, Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren. Dort sind städtische und private Locations gelistet. Erstere scheinen häufig keinen großen Wert auf aussagekräftige Stellenangebote zu legen. Ulrike hat es sich im ALEX im Westfield Centro Oberhausen gemütlich gemacht, surft durch die Stellenangebote und ärgert sich über das Bullshit-Bingo:

Die Extrameile gehen. Abgekupfert! Von der Camel-Kinowerbung aus
den 70ern. „I’d Walk a Mile for a Camel

Großer Gestaltungsspielraum in einem dynamisch wachsenden Arbeitsumfeld. Klartext: „Du musst das Chaos lieben.“

Flache Hierarchien. Kurze Entscheidungswege oder mangelnde Aufstiegschancen?

Hohe Belastbarkeit, großes Engagement. Es werden Überstunden erwartet. Im Zweifelsfall unbezahlt.

Wir suchen motivierte Talente. Was darf es denn sein? Sport? Fremdsprachen? Organisation? Basteln? Musik? Ein Grüner Daumen?

Dynamisches Team – die Mutter aller Floskeln.

Hands-on-Mentalität. Heimwerker-Slang, was heißt das konkret?

Leistungsgerechte Vergütung. Was ist der objektive Maßstab?
Oder ist sie vom Wohlwollen der Chef-Etage abhängig?

Fazit: Stellenanzeigen versprechen oft das Blaue vom Himmel. Je wolkiger die Floskeln, desto größer ist jedoch das Mißtrauen der Bewerber. Was erwarten sie wirklich? Konkrete Arbeitsaufgaben, Einblicke in die Unternehmenskultur. Stichwort „Employer Branding“.

Ach ja, Ulrike hat einen neuen Job im PS.SPEICHER, Europas größtem Oldtimer- und Erlebnismuseum in Einbeck.
https://www.ps-speicher.de

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Foto: privat

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 40

Welcome to the jungle

Reise zurück in das Jahr 1987 mit dem Titelsong von Guns N‘ Roses

Dominik sitzt mit einem langen Gesicht in der Havanna Bar im Herzen von Ingolstadt. Nach der ersten Woche in der Presseabteilung des ansässigen Automobilkonzerns fragt er sich, ob sein Job-Wechsel nicht etwas leichtfertig gewesen ist, ob er sich nicht zu sehr hat blenden lassen vom Glamour einer großen Marke.

Chaotische Tage liegen hinter ihm. Die überfallartige Begrüßung lautete „Sind Sie der Neue? Kennen Sie sich in Lissabon aus? Wir haben dort in 10 Tagen eine Pressefahrvorstellung, ein Kollege ist ausgefallen! Wir brauchen jemanden an der Rennstrecke von Estoril!“ Dominik holte tief Luft „Ja, ich kann auch ein wenig Portugiesisch.“ „Klasse, dann kommen Sie gleich mit ins Meeting.“ Dominik schwirrte der Kopf, trabte aber brav hinter dem neuen Kollegen her.

Ein paar Tage später schickt er eine WhatsApp an seinen besten Freund:
„Bin allein auf mich gestellt. Es herrscht ein ruppiger Ton. Die Kollegen scheinen alle überlastet. Ziemlich schlechte Stimmung. Der Chef ist seit Wochen krank, der Flurfunk meint, daß er wegen Depressionen krank geschrieben ist und vielleicht auch nicht wiederkommt. Was soll ich tun?“

Antwort „Love it, change it or leave it!“ Zugegeben, das Onboarding war krass, aber nicht unrealistisch, gerade in der Presseabteilung eines Automobilkonzerns, vor der wichtigsten Veranstaltung des Jahres.

Was wäre ein Best Practice? Meine eigene Erfahrung bei der Agentur kogag (ist lange her, aber wahr): ein Blumenstrauß auf dem Schreibtisch, das interne Telefonverzeichnis, das Handbuch mit internen Regeln, Notizpapier mit meinem Namen. Als Bezugsperson die Assistentin des Geschäftsführers. Daraus wurden 14 Jahre.

Keep on rockin‘

Abb: GPT-4o

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 39

Bewerber sind keine Bittsteller

„Nun, da sich der Vorhang der Nacht von der Bühne hebt, kann das Spiel beginnen, das uns vom Drama einer Kultur berichtet.“ Reise zurück in das Jahr 1999 mit dem Titelsong von Die Fantastischen Vier.

Wer von Euch kennt das nicht? Hoffnungsvoll und hoch motiviert hast Du Deine Bewerbung abgeschickt. Eine Eingangsbestätigung? Fehlanzeige! Ein Zwischenbescheid (mit der Bitte um etwas Geduld). Zeitvergeudung! Zeitnahe Absage nach der ersten Sichtung? Machen wir ganz zum Schluß! Wertschätzend formulierte Absage? Reiner Luxus!

Abb. Fotalia

Lea-Sophie steigt mit feuchten Augen in Bad Cannstatt spät abends aus dem Zug. Ist es Trauer oder Wut? Rückblende: Lea-Sophie lernt Tim in Dortmund bei der BOE International kennen. Es funkt sofort. Problem war nur, sie arbeitete in Stuttgart, er in Hamburg. Da Tim einen gut bezahlten Job bei Hamburg Tourismus hatte, entschied Lea-Sophie, ihren Agentur-Job in Stuttgart zu kündigen und sich in Hamburg zu bewerben. Damit nimmt das Drama seinen Lauf.

Prolog: Lea-Sophie erstellt eine Liste mit 10 Agenturen, die passende Ausschreibungen als Projektleiterin gepostet hatten bzw. zur Initiativbewerbung aufforderten.

  1. Akt: Die postwendenden Antworten lauteten „die Ausschreibung ist nicht mehr aktuell“ und „der laufende Bewerbungsprozeß ist in der Endphase“.
  2. Akt: Nach 10 Tagen machte Lea-Sophie ein Follow-up mit dem Ergebnis, daß zum einen die Vakanz nicht mehr aktuell war. Bei einer anderen Agentur hatte gerade die Zuständigkeit gewechselt, man würde sich melden. Und – hurra – zwei Einladungen zu einem Video-Call. Nach 14 Tagen standen noch immer drei Reaktionen aus, Lea-Sophie hakte das enttäuscht ab. Aus beiden Video-Calls wurden zwei persönliche Einladungen.
  3. Akt: Das erste Interview verlief sehr positiv, man kündigte ein Vertragsangebot an. Lea-Sophie favorisierte aber eigentlich die andere Agentur. Drei Tage später saß sie wieder im ICE nach Hamburg. Kurz hinter Kassel-Wilhelmshöhe klingelte ihr Handy. „Es tut uns schrecklich leid, aber wir müssen das Interview verschieben. Unser Geschäftsführer mußte ganz plötzlich zu einem wichtigen Kunden. Sind Sie schon unterwegs?“ Lea-Sophie war völlig entgeistert und sprachlos wegen der scheinheiligen Frage. Wortlos drückte sie auf den roten Hörer (nach einer wahren Begebenheit).

Epilog: In Zeiten des sich weiter verschärfenden Fachkräftemangels ist eine andere Kultur angesagt: Behandle Bewerber wie potenzielle NEUKUNDEN!

Keep on rockin‘

 

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 38

A Fool’s Game

Reise zurück in das Jahr 1986 mit dem Titelsong von Bob Marley

Kurz vor dem Ende der Pandemie, als manch ein Freelancer finanziell auf dem Trockenen saß, plante ein niedersächsischer Automobilkonzern eine nationale Roadshow nach dem Vorbild der A-Motion-Tour von Mercedes-Benz zur Vorpremiere der A-Klasse, also in Metropolen auf prominenten Plätzen. Der Verantwortliche im Einkauf, ein Spanier und Epigone von José Ignacio López, die Älteren unter Euch werden sich erinnern, war für seine knallharten Bandagen bekannt. Sogar Kollegen hielten ihn für sadistisch.

Miguel hatte sich ein mehrstufiges Verfahren für die Stellenausschreibung eines Technischen Leiters ausgedacht, der seine rechte Hand werden sollte.
Eine auf 15 Monate befristete Festanstellung. Die Geheimhaltungsvereinbarung erhielten 20 von einer KI ausgesuchten Fachleute. Diesem Knebelvertrag unterwarfen sich 18 Männer und Frauen, allesamt Meister/in für Veranstaltungstechnik.

Die zweite Phase bestand in der Erstellung eines fiktiven Leistungsverzeichnisses, abgeleitet aus der letzten Veranstaltung.
Dritte Phase: Miguel lud die seiner Ansicht nach 6 besten Verfasser zu einer persönlichen Präsentation ein. Nach der PowerPoint-Schlacht blieben drei Experten übrig. Michl, Sabine und Gernot sollten in einem Nebenraum bei Keksen und lauwarmen Getränken auf den letzten Akt warten. Die aussortierten Kollegen fuhren wütend und ohne Reisekosten-erstattung nach Hause. Miguel und ein Mitarbeiter aus der Fachabteilung gesellten sich zu den Wartenden und starteten Phase 4 –
ein Bieterverfahren. „Herrschaften,“ begann Miguel, „der Arbeitsvertrag ist mit 135.000 brutto budgetiert. Wir leben in einer Marktwirtschaft, das heißt harte Konkurrenz. Ich bitte nun um Ihre Gebote in den vorbereiteten Umschlägen.“

Auf den Gesichtern machte sich Ungläubigkeit breit. Michl gewann als Erster seine Fassung wieder. „Dieses unwürdige Spiel mache ich nicht mit!“ Stand auf und knallte die Tür zu. Sabine und Gernot schrieben eine Zahl auf ihren Zettel und steckten ihn in den Umschlag. „Vielen Dank, wir melden uns kurzfristig bei Ihnen.“ Als er den ersten Umschlag in die Hand nahm, durchströmte Miguel eine tiefe Befriedigung. Doch völlig konsterniert sah er, daß Sabine 150.000,- notiert hatte. Wütend riß er den Umschlag von Gernot auf, der sich zu seiner Genugtuung mit 120.000,- zufrieden gab. Mit dieser Einsparung konnte er bei seinem Chef auftrumpfen. Gernot erhielt den Arbeitsvertrag und mußte schwer schlucken, als er einige Zeit später das Graffito von Banksy in einer Zeitschrift entdeckte.

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Foto: privat

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 37

Ein unmoralisches Angebot

(Nach einer wahren Begebenheit) Es war einmal eine tüchtige Agentur im Bergischen Land, die hatte einen Kunden, der nicht nur für
ein Drittel des Umsatzes stand, sondern auch auf Ausschreibungen verzichtete und Abrechnungen nur oberflächlich kontrollierte. Dieser paradiesische Zustand endete ziemlich brutal als Wolfgang einen neuen Arbeitsvertrag unterschrieb.

Wolfgang leitete damals die Abteilung Incentive-Reisen dieser soliden, höchst profitablen Agentur. Der bewußte Kunde war ein in der Montagetechnik angesiedeltes Familienunternehmen, das auf dem Weg zum Weltkonzern war. Die Kundenbeziehung fußte auf dem sehr persönlichen Verhältnis des Agenturgründers zum Vertriebsvorstand.

Das Geschäft expandierte kontinuierlich, es gab stets Lob von oberster Stelle, was wohl auch ein wenig einlullte. Man hatte daher nicht mit der Cleverness schwäbischer Unternehmer gerechnet. Nach der Management-Regel „make or buy“ rechnete man aus, daß eine eigene Abteilung wesentlich kostengünstiger wäre. Man entschloß sich, eine eigene Agentur zu gründen, die zunächst das Konzerngeschäft abwickeln und später auch für Dritte arbeiten sollte. Stellte sich die Kernfrage: Woher die Mannschaft und den Anführer für eine solche Unternehmung rekrutieren?

Eines Abends saß der Vertriebsvorstand mit Wolfgang an der Bar des Hotel Eisenhut in Bozen. „Wolfgang, ich möchte mit Dir etwas streng Vertrauliches besprechen“ lautete die geheimnisvolle Einleitung. „Unser Controlling hat sich eingeschaltet und wir haben eine strategische Entscheidung gefällt. Ihr macht einen tollen Job und es klingt jetzt sehr hart – wir werden eine eigene Agentur gründen.“ Wolfgang verspürte einen Schlag in die Magengrube. „Das machen wir kurzfristig, entweder mit Dir oder ohne Dich. Du bist unser Wunschkandidat als Geschäftsführer. Du hast eine Woche Bedenkzeit.“

Wolfgang rief noch in der Nacht seine Frau an. Er war aufgewühlt, euphorisch, durcheinander, kam sich ein wenig wie ein Verräter vor. „Wolfgang, jetzt oder nie, das war doch immer Dein Traum, das ist Deine Chance!“  Seine Kündigung schlug ein wie eine Bombe, blankes Entsetzen, Krisenstimmung machte sich breit.

Kurze Zeit später besuchte der Autor, der auch in dieser Agentur arbeitete, seinen Studienkollegen Michael vom Vertrieb Nutz-fahrzeuge der Daimler AG. Das war die Keimzelle für einen neuen Key Account und eine profitable Kundenbeziehung.
Fazit: Man verliert jeden Kunden, wirklich jeden, nur der Zeitpunkt ist ungewiß. (Agentur-Weisheit)

Keep on rockin‘
Abb: DALL E3

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 36

Der Bauchmoment

Rock City No. 1 – wäre hätte gedacht, daß sich einst das biedere Solingen damit schmücken durfte. Dies vor allem wegen der Heavy-Metal-Band Accept, die in Solingen gegründet wurde und in den 1980er Jahren neben den Scorpions zu den international bekanntesten Gruppen der deutschen Rock-Szene zählte. Accept gehört zu den Wegbereitern der deutschen Heavy-Metal-Szene und wirkte stilprägend für diverse Ausrichtungen des Metal.

Metall gehört auch zum Alltag des Messebauspezialisten Hartmannkorn aus SG-Ohligs, der mit dieser Stellenausschreibung auf die Bühne ging: Schlosser für den Werkstattbereich (m/w/d) gesucht.

Es bewarben sich ein frisch gebackener Geselle und eine junge Frau ohne Abschluß, dafür mit einem Empfehlungsschreiben des Werkstattleiters von UNIPLAN. Nach den beiden Vorstellungs-gesprächen sind Rolf Hartmann und Udo Korn völlig ratlos.

Beide Kandidaten sind nicht vergleichbar. „Der Tim scheint boden-ständig zu sein, er kann einigermaßen schweißen, die Zeugnisse sind ordentlich.“ meint Rolf. „Mir zu mundfaul und zu behäbig“ lautet die Einschätzung von Udo. Tina hat mich total beeindruckt, ihre Begeisterung für Metallbau, hast Du ihr geniales Werkstück gesehen?“ „Aber sie ist durch alle theoretischen Prüfungen gefallen!“ beharrt Rolf. „Wir haben nicht nach dem Grund gefragt.“ wendet Udo ein.

Auch am nächsten Tag kommt es zu keiner Einigung. „Schlosser ist ein Männerberuf, Udo.“ „Eine Frau würde diesem Laden gut tun“ hält Udo dagegen. „Aber entscheide wie Du willst, ich fliege morgen in den Urlaub, das ist im Moment für mich das Wichtigste!“

Ein paar Wochen später. Tim erwies sich als unzuverlässig und hatte es sich mit den Kollegen verdorben. Seine Kündigung war unvermeidlich. Rolf und Udo hockten bei einem Feierabendbier und überlegten, was zu tun sei. „Laß mich die Tina anrufen, ob sie noch Interesse hat.“ schlug Udo vor. Gesagt, getan, am übernächsten Tag kam Tina für eine Probewoche. An deren Ende unterschrieb sie einen Arbeitsvertrag.

„Intuition ist die Brücke zwischen Bewußtsein und Unterbewußtsein. Hättest Du auf Deinen Bauch gehört, hättest Du gleich die Richtige eingestellt.“ Verärgert schaute Rolf seinen Partner an. „Spar Dir Deine Küchenpsychologie!“

Fazit: Vorsicht mit Vorurteilen, die Auswahl von neuen Mitarbeitern erfordert viel mehr Sorgfalt als früher. Bei Zweifeln sorgt eine Probewoche für Klarheit.

Keep on rockin‘

Abb: DALL E3

Job-Wechsel und andee Abenteuer – Episode 35

Hammer oder Amboss?

Reise zurück in das Jahr 1982 mit dem Titelsong „Rock the Casbah“ von The Clash

„Bist du ein Amboss, so leide wie ein Amboss; bist du ein Hammer, so schlage wie ein Hammer zu.“ (Arabisches Sprichwort).
Vom Fischerdorf zur Mega-City. Keine Stadt der Welt hat sich so rasant entwickelt wie Dubai. Kein Wunder, daß die deutsche Event-Industrie von dieser Goldgräberstimmung profitieren wollte. Man gründete zahlreiche Niederlassungen, so auch die Agentur „code:rouge“ aus Elberfeld. Die interne Ausschreibung für einen Statthalter löste keine große Begeisterung aus – nur Yasser bewarb sich, ein Senior Manager Incentive.

Nicht unbedingt der Favorit von Colin, dem Geschäftsführer, aber es sollte unbedingt jemand aus den eigenen Reihen sein. Yasser sprach Arabisch, weil sein Vater aus Jordanien stammte. Gegen ihn sprach, daß seine Beförderung zum Teamleiter immer wieder verschoben worden war. Yasser ist bis zur Selbstverleugnung hilfsbereit und stets freundlich. Das allerdings ist seine Tarnung, denn er hat ein Problem mit seinem Selbstwert. Yasser will nach Dubai, um neu anzufangen, wo ihn keiner kennt. Er hofft, seine Probleme zurück lassen zu können. Ganz wohl ist ihm nicht. Ein Experiment für ihn und die Agentur.

Yasser landet voller Vorfreude am Flughafen Al Maktoum International Airport und fährt sofort zum H Dubai Office Tower, in dem die Agentur Büros gemietet hat. Die ersten geschäftlichen Kontakte sind recht positiv, weil Yasser die arabische Etikette beherrscht. Der erste Auftrag läßt nicht lange auf sich warten. Die einheimischen Lieferanten versprechen das Blaue vom Himmel, aber Yasser läßt sich nicht täuschen. Er gerät in Schwierigkeiten, weil der zugesagte Liefertermin für die Zelte und die Klimaanlage nicht eingehalten werden. Trotzdem besteht die Firma auf das volle Entgelt. Yasser zeichnet die Rechnung ab, weil er gegen die Wutausbrüche und den Wortschwall seines arabischen Gegenübers nicht ankommt.

Der nächste Kunde macht Yasser das Leben zur Hölle, weil keine Entscheidungen fallen. Deadlines werden ignoriert, Mehrkosten abgelehnt. Einmal pro Woche muß er Colin Bericht erstatten. Er beschönigt die Probleme, obwohl er weiß, daß sie bei dem Projekt Geld verlieren werden. Yasser durchlebt die erste Panikattacke. Die von ihm eingestellten Mitarbeiter können alles außer Veranstaltungen. Die Probleme türmen sich auf und lassen sich vor Colin nicht länger verheimlichen. Der zieht die Notbremse, fliegt nach Dubai, spricht mit den Kunden, macht sich einen persönlichen Eindruck von den dortigen Mitarbeitern. Und wechselt die Leitung der Niederlassung aus.

Fazit: Egal, wo Du hingehst, Deine Probleme nimmst Du immer mit. Weitreichende Entscheidungen sollten durch verschiedene Sichtweisen und ein gewichtetes Anforderungsprofil abgesichert werden.

Keep on rockin‘

Abb: DALL E3

 

 

 

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 34

Der Spieler

Reise zurück in das Jahr 2024 mit dem Titelsong „Forbidden Road“ von Robbie Williams

„Karten sind das ABC des Teufels“ Julian ist ein begnadeter Show Designer und würde dieses sorbische Sprichwort sofort unterschreiben.

Er war der ungekrönte König der Inszenierung von Automobil-präsentationen für Events und Messen. Doch wenn der Beifall verklungen war, fiel er in ein tiefes Loch. So wie es Bruce Springsteen in seiner Autobiografie beschreibt, nach dem Ende der Tournee. Julians komplettes Leben wurde von seiner Sucht bestimmt: erst waren es Automaten, dann die Karten. „Tag und Nacht dachte ich nur ans Spielen. Mittags schnell ins Internet, nach der Arbeit im Hinterzimmer einer Spielhölle. Ich habe ein Doppelleben geführt.“

Die Angst trieb Julian um. Die Angst vor dem kreativen Burnout. Er fühlte sich erschöpft, leer und flüchtete dann in die Welt des Kartenspiels. Zur Betäubung unangenehmer Gefühle. Nie würde er sich als spielsüchtig bezeichnen, auch wenn er Freunde und Familie häufig anpumpen mußte, um seine Schulden zu bezahlen.

Die Krise der deutschen Automobilindustrie geht auch an Julian nicht spurlos vorbei. Der Rückgang seiner Aufträge zwingt ihn zum Nachdenken. Eines Tages entscheidet er sich zum Seitenwechsel und sucht nach einer Festanstellung. Er bewirbt sich beim Europa Park in Rust als Head of Entertainment. Dort ist man von seiner Prominenz geblendet und vergißt den Grundsatz „Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten“.

Der Neuanfang beflügelt Julian zunächst, ans Pokern denkt er selten. Doch mit der Zeit fehlt ihm der Glamour der Weltpremieren, das Schulterklopfen der Kunden, sein Name in der Presse. Die anfängliche Motivation verfliegt, zumal er mit seinem Team nicht richtig warm wird.
Er spürt wieder diese innere Unruhe und an einem verregneten Sonntag wird er schwach und fährt ins nahe gelegene Spiel-Casino nach Baden-Baden. Die Dämonen schlafen nur, der Teufelskreis beginnt auf’s Neue.

Tagsüber macht er kurze Abstecher ins Internet, um online Poker zu spielen. Darunter leidet irgendwann seine Arbeit. Immer häufiger schmeißt er Abgabetermine. Mit der Zeit empfindet er seine Situation als ausweglos – die Schulden wachsen und genauso wie die Fehler im Job. Eines Tages passiert es. Als Julian zur Toilette geht vergißt er, den Tab von pokerstars.de zu schließen. Unangemeldet kommt der Geschäftsführer in sein Büro. Als Julian zurück ist stellt er ihn zur Rede. Er gerät ins Stottern, bekommt einen Schweißausbruch. Thomas, der Geschäftsführer, verläßt das Büro nicht, sondern setzt sich auf einen Stuhl. Er schlägt die Beine übereinander und wartet. Schweigt und wartet. Schließlich hält es Julian nicht mehr aus. Er dreht und windet sich bis er endlich seine Spielsucht eingesteht.

Er wird gekündigt, verbunden mit einer noblen Geste von Thomas. Der Arbeitgeber bezahlt eine Therapie.
https://www.spielsucht-therapie.de/

Der Europa Park schreibt die Stelle neu aus, die direkten und die indirekten Kosten summieren sich auf einen mittleren 5-stelligen Betrag. Sucht am Arbeitsplatz, egal in welcher Form, ist ein heikles Thema. Wie Arbeitgeber richtig reagieren findet Ihr hier
https://www.stellenanzeigen.de/arbeitgeber/wecruit/sucht-am-arbeitsplatz/

Keep on rockin‘

Abb DALL E3

 

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 33

Der Teufel trägt Armani

Reise zurück in das Jahr 1973 mit dem Titelsong von Pink Floyd

Neuss, Rheinallee 1, Konferenzraum SATURN, Montag 7:30 Uhr: „Ich erwarte von meinen Mitarbeitern vor allem Loyalität.“ Armin, der neue Hoteldirektor, läßt an seiner Entschlossenheit keinen Zweifel.

Maike zuckt bei diesem Statement innerlich zusammen. Es ist ihr erster Arbeitstag, sie steht immer noch unter Schock, weil der Hoteldirektor in der Zwischenzeit gewechselt hat. Der Neue hatte sogar nichts von der freundlichen Zugewandtheit, die sie bei Konrad so geschätzt hatte. Seine Person war der wesentliche Grund für ihre Entscheidung gewesen. Kurz vorher war er zum „Hotelier des Jahres“ gekürt worden.

Armin setzt seine Antrittsrede vor den Führungskräften des Hotel Schweizerhof fort. Maike fühlt sich wie im falschen Film. Sie beobachtet den untersetzten Mann, der vorne auf und ab geht. Ihr fällt sein teurer Anzug ins Auge, die schwarzen Budapester, die Luxus-Uhr. Ein Mann, dressed to kill.

Das war auch die Absicht der neuen Eigentümer. Armin gilt in Branchen-kreisen als Kostenkiller, als knallharter Sanierer, Spitzname Napoleon, hoch intelligent, aber ohne Gefühl. Am nächsten Tag hat Maike eine Audienz. „Ich erwarte Ihre Sparvorschläge bis Ende des Monats.“ „Aber ich muß mich doch erst einarbeiten“ gibt Maike zu Bedenken. „Bei Ihrem Gehalt sind Überstunden inkludiert, der Tag hat schließlich 24 Stunden und die Woche 7 Tage. Und wenn Ihnen das nicht paßt, ich finde in Ihrer Abteilung bestimmt jemanden, der scharf auf Ihren Job ist!“

Maike bekommt einen Schweißausbruch und einen Klumpen im Magen. Für sie ist die Abteilungsleitung ohnehin ein Karrieresprung und jetzt vielleicht auch noch ein Personalabbau. Ein eiskalter Chef gratis on top. Sie reißt sich zusammen und macht sich an die Arbeit.

Ihre Arbeitstage sind lang, die Nächte kurz, die Wochenenden bringen kaum Erholung. Kopfschmerzen und Angstgefühle quälen sie ständig. Maike fühlt sich enorm unter Druck, auch weil ihr Vater sie gewarnt hatte. „Abteilungsleitung hast Du nicht drauf, das ist eine Nummer zu groß!“ Sie wollte ihm unbedingt das Gegenteil beweisen, denn er hatte ihr noch nie etwas zugetraut.

Die nächste Besprechung mit Armin endet wieder frustrierend. „Das reicht nicht. Kehren Sie das Unterste zu Oberst. Und wenn Sie es nicht schaffen, glauben Sie mir, ich finde jeden Euro, der in Ihrer Abteilung eingespart werden kann!“ Deprimiert schleicht sich Maike aus Armins Büro. Sie fühlt sich wie gelähmt, am nächsten Morgen fehlt ihr die Kraft zum Aufstehen. Der Arzt schreibt sie krank. Maike entschließt sich nach einiger Zeit zu einem Befreiungsschlag – und kündigt.

Was lernen wir aus dieser fiktiven, aber realistischen Geschichte? Maike konnte das Desaster nicht vermeiden. Informiert Euch trotzdem gründlich über den nächsten Arbeitgeber! Nutzt Euer Netzwerk!

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Abb DALL E3

 

 

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 32

Wenn der Traum-Job zur Falle wird

Reise zurück in das Jahr 1989 mit dem Titelsong von Alice Cooper

Diese Episode handelt von einer Drama Queen und einem Agentur-Mitarbeiter, der davon träumt, in der Veranstaltungsabteilung einer Frankfurter Vermögensberatung zu arbeiten. Sie heißen Monika und Luis.

Alles fängt ganz harmlos an. Beide treffen sich bei einer MICE CLUB Roadshow. Monika, Leiterin der Event-Abteilung, hält dort einen Vortrag, Luis ist nicht nur davon begeistert und spricht sie auf Job-Chancen an. Zwei Wochen später betritt Luis das Bürogebäude im Osthafen und ist geflasht von der Architektur, der coolen Atmosphäre und der schicken Bürolandschaft. Mit Monika hat er ein Job-Interview.

Schnell steht sein Entschluß fest, hier will er unbedingt arbeiten. Einige Zeit später freut er sich über einen Arbeitsvertrag mit einem sensationellen Gehalt. Das verleitet Luis zum Umzug in eine Luxus-Wohnung, die er sich eigentlich nicht leisten kann, aber natürlich Eindruck schindet, besonders bei seiner neuen Freundin.

Monika ist Mitte 40, Kettenraucherin und seit kurzem getrennt. Sie ist eine exzellente Organisatorin, aber eine lausige Führungskraft. Sprunghaft, manchmal wie getrieben, egozentrisch. Ihr Perfektionismus ist maßlos, schon kleine Fehler bedeuten den Untergang des Abendlandes. Lange Abende im Büro gehören zur Normalität, denn niemand traut sich, vor der Chefin nach Hause zu gehen.

Monika hat die unangenehme Angewohnheit, ihre Mitarbeiter auch privat anzurufen. Daraus entspinnen sich lange Telefonate, in denen sich Privates und Berufliches vermischen und gern über eine Stunde dauern. Wegen dieser Übergriffigkeit ist sie gefürchtet. Von all dem weiß Luis nur vom Hörensagen.

Eines Samstagnachmittags klingelt sein Handy. „Störe ich gerade?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, beginnt Monika einen Monolog über aktuelle Projekte und schimpft über ihren Ex-Freund. „Und was machst Du am Wochenende?“ Diese Telefonate häufen sich, Monika wird immer privater, verunsichert Luis mit Internas über die Firma. Sie manipuliert Luis mit Feindbildern über andere Abteilungen, Behauptungen, die er nicht beurteilen kann. Einmal, sie schien angetrunken, macht sie Luis Avancen, was ihn in Verlegenheit stürzt. Er weiß sich nicht anders zu helfen und legt wortlos auf.

Danach beginnen ihre Schikanen und Luis fühlt sich ausgeliefert. Er möchte kündigen, braucht aber unbedingt das fürstliche Gehalt, um seine hohe Miete zahlen zu können. Er klopft beim Chef von Monika an und holt sich eine Abfuhr „Ich glaube Ihnen kein Wort!“ Luis sitzt in der Falle. Die Ausweglosigkeit seiner Situation beginnt ihn zu zermürben. Immer häufiger macht er Fehler, die ihm schließlich die Kündigung einbringen.

Was lernen wir daraus? Die Probezeit dient auch den Beschäftigten, die Richtigkeit der Entscheidung zu prüfen. Von einem hohen Gehalt sollte man sich nicht zu finanziellen Abenteuern verleiten lassen.

Bewerber-Tip: Erfolgreich durch die Probezeit.

Keep on rockin‘

Abb DALL E3

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