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Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 9

With a little help from my friends

Reise zurück in die 60er mit dem Titel-Song von Joe Cocker (Live at Woodstock)

„Freelance ist eine höhere Form der Selbstausbeutung.“ Dieser Satz hallte im Kopf von Tina lange nach. Sie hörte ihn in einem Panel für Freelancer-Themen der Bundeskonferenz Veranstaltungswirtschaft. Tina ist Anfang 50, eine gefragte Projektleiterin, spezialisiert auf Teilnehmer-Management, mit reicher Erfahrung bei Automotive Events. Beruflich und finanziell geht es ihr weit besser als dem Durchschnitt der freien Projektleiter.

Tina denkt an ihren Ski-Unfall und den Kreuzbandriß, der ihr trotz entsprechender Verdienstausfallversicherung ein Loch in die Kasse gerissen hat. Darüber hinaus hatte sie erstmals einen Forderungsausfall. Sie setzt sich hin und stellt eine betriebs-wirtschaftliche Kalkulation an, bewertet Risiken, so wie sie es im BWL-Studium gelernt hat.

Richtig schlecht wird ihr bei der Frage, wie lange sie den Job noch machen kann – bis 60? Bis 65? Und reicht dann die Alterssicherung für den Rest des Lebens? Außerdem möchte sie irgendwo Spuren hinterlassen, also Veranstaltungen, die mit ihrem Namen verbunden werden.

Tina erkennt, daß sie einen Plan B braucht und bringt ihre Bewerbungsunterlagen auf Vorderfrau. Sie erstellt eine Liste von Agenturen, bei denen sie sich bewerben will, denn für die Kundenseite ist sie mittlerweile zu alt oder zu teuer oder beides.

Einer ihrer treuesten Kunden ist die Düsseldorfer Agentur simply perfect im Medienhafen. Deniz, einer der beiden Geschäfts-führer, hat keinen Zweifel an ihren fachlichen und menschlichen Qualitäten. Doch hegt er große Skepsis, ob sie nicht eine typische Einzelkämpferin ist, die sich mit den Regeln und Prozessen einer mittelgroßen Agentur schwertut. Markus, der andere GF will das Risiko eingehen. Bei diesem Patt holen die beiden den Head of Operations ins Boot. Betroffene zu Beteiligten machen! Armin ist begeistert von der Aussicht, Tina fest ins Team zu holen und ist sicher, „ich weiß wie sie tickt und wie man sie integrieren kann.“

Was macht Armin so sicher? Er hat einen Plan! Er investiert viel Zeit in ein engmaschiges Onboarding mit regelmäßigen Feedback-Gesprächen. Er vermittelt Tina die Werte und Arbeitsweise der Agentur. Er kümmert sich um ein effektives Socialising. Armin erklärt dem Team, welche Bereicherung Tina als Mensch und Expertin ist. Mit der Zeit verspürt Tina großen Rückhalt, sie fühlt sich willkommen. Es war eine kollegiale Freundschaft entstanden.

Nach 6 Monaten feiern alle die gemeinsame Entscheidung einer unbefristeten Festanstellung. Auch die beiden Geschäftsführer.

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Keep on rockin‘

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 8

Hier kommt Alex

Reise zurück in die 80er mit dem Titel-Song von Die Toten Hosen

„Man kann Menschen nur vor die Stirn gucken“ ist eine Binsenweisheit. Alexander arbeitet seit einigen Jahren als Technischer Projektleiter einer Veranstaltungstechnik-Firma in Köln. Er gilt als zuverlässig, tüchtig, vielleicht etwas schräg. Seine homo-phoben Sprüche nimmt niemand ernst, auch nicht seine seltsame Tätowierung.

Die Firma kommt nach der Pandemie nicht so richtig auf die Beine und muß Personal abbauen. Es trifft auch Alex, weil er Single ist. Ully, sein Chef hat ein schlechtes Gewissen und ein gutes Herz. Deswegen schreibt er ihm ein hervorragendes Zeugnis und unterschlägt, daß es wegen seines ruppigen Umgangston mehrmals Beschwerden gab. Und daß er Alex im RheinEnergieSTADION schon einmal mitten in einer Hooligan-Gruppe gesehen hat. Ully verdrängt diese Tatsachen, weil er andere Probleme hat.

Alex findet schnell einen neuen Job bei Schwarzhaupt Presentation Service, nicht nur wegen des tollen Zeugnisses, sondern auch, weil er sich, wenn er will, sehr zivilisiert benehmen kann. Alex verhält sich während der Probezeit unauffällig. Wenig später gibt es auf einer Autobahn-Raststätte eine Schlägerei zwischen zwei  Hooligan-Gruppen. Ausgerechnet ein Kollege entdeckt ihn auf einem Foto, das auf Facebook gepostet wurde.

Patrick, der Kollege, behält sein Wissen zunächst für sich, bis es einen Vorfall bei einem Konzertaufbau gibt – Alex rutscht die Hand aus und verletzt den Rigger Rico, der ebenfalls bei Schwarzhaupt arbeitet. Das hat natürlich ein Nachspiel und Patrick beichtet seinem Chef. Alex wird fristlos gekündigt. Ergebnis: Nicht nur eine Störung des Betriebsfriedens, sondern auch hohe Fluktuationskosten und Mehrarbeit für einige Mitarbeiter.

Was lernen wir aus dieser Geschichte? Laut dem Urteil BAG 17.2.1988 –
5 AZR 638/86 besteht bei Arbeitszeugnissen der Grundsatz der Wahrheitspflicht. Zwar hat die Wahrheitspflicht Vorrang vor dem Grundsatz des Wohlwollens, dennoch darf nicht alles, was wahr ist, im Zeugnis stehen. Z.B. Verdächtigungen sind auch bei laufendem Verfahren nicht erlaubt.

Also – mehr Zeit in das Einstellungsverfahren investieren! Referenzen einholen, Probearbeitstag, die Mitarbeiter in die Beurteilung einbeziehen.

Keep on rockin‘
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Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 7

Land of Confusion

Reise zurück in die 80er mit dem Titel-Song von Genesis (geniales Video)

Robert sitzt gerade in seinem neuen Stammlokal Sassafras und genießt den lauen Sommerabend. Er ist frisch nach Düsseldorf gezogen, ein ausgebuffter Event-Profi mit großer internationaler Erfahrung. Projektmanagement, interkulturelle Kompetenz, Führungsqualität, Berufs- und Lebenserfahrung sind seine Trümpfe. Mit Mitte 50 steht er quasi im Zenit seines Könnens und ist prädestiniert, komplexe Projekte wie Olympische Spiele oder eine Roadshow über drei Kontinente zu leiten.

Während er gerade überlegt, ob Freelance oder eine Festanstellung in seiner persönlichen Situation sinnvoller ist, meldet sich telefonisch der Chef eines weltweit agierenden Non-Food-Caterers, ein alter Bekannter. „Hallo Robert, hast Du gerade eine halbe Stunde Zeit?“ „Schieß los.“ „Ich habe einen Job zu vergeben, für den nur Du infrage kommst.“ Robert fühlt sich geschmeichelt, „laß hören.“

Nach einer Stunde ergibt sich für Robert folgendes Bild:

  • Das Projekt ist eine mehrjährige Roadshow für einen US- Getränkekonzern aus Anlaß des 100jährigen Jubiläums
  • Der aktuelle Projektleiter fällt wegen Krankheit langfristig aus
  • Der Zeitplan ist ins Rutschen gekommen
  • Das Gehalt und der Bonus sind mehr als verlockend

Der Anrufer legt noch eins drauf: nach der Roadshow einen Vertrag als Geschäftsführer für Europa. Robert bittet um Bedenk-zeit. Er schwebt wie auf einer Wolke, die Situation fühlt sich unwirklich an. Er bespricht sich mit seiner Frau. Die fragt ihn, wo der Haken sei? Robert sagt nach drei Tagen zu und erhält einen Vertragsentwurf, der alle Zusagen des CEO bestätigt.

Nach den ersten Wochen der Einarbeitung und des Kennenlernens der wichtigsten Projektpartner, beschleicht Robert ein mulmiges Gefühl. Ihm wird das ganze Ausmaß des Chaos deutlich. Das Projekt ist nicht gut aufgesetzt, nicht gut dokumentiert, allgemein sind die Arbeitsprozesse im Unternehmen nicht so transparent und effektiv wie man es erwarten sollte. Eines Abends rief aus den USA der CEO des Kunden an, ein unangenehmes Gespräch – Alarmstufe Rot.

Ein Zurück kam für Robert nicht infrage, doch wie konnte er sich aus dieser Falle befreien? Er erinnerte sich an einen alten Kumpel, der für sein strategisches Genie bekannt war. Gemeinsam entwickelten sie bei einer Flasche Rotwein einen Plan. „Robert, Du mußt größer denken. Bilde ein Core-Team, das ausschließlich Projektleitungsaufgaben wahrnimmt. Du leitest dieses Team, bist nur für den Kunden und das Budget zuständig. Suche sofort die passenden Leute im Unternehmen, die Besten, die Du finden kannst. Laß Dir freie Hand geben. Das ist die einzige Chance – für Dich und den Laden!“

Was lernen wir daraus? Man bekommt nichts geschenkt. Chancen und Risiken stehen wie an der Börse in einem engen Verhältnis. Die Fallhöhe beachten. Sich mit einem Experten beraten, der emotional nicht involviert ist.

Keep on rockin‘
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Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 6

You don’t fool me

Reise zurück in die 90er mit dem Titel-Song von QUEEN

Tatort Untertürkheim: Nach einer hitzigen Diskussion stampft Janine mit hochrotem Kopf aus dem Büro ihres Chefs zurück an ihren Arbeitsplatz und von dort direkt in die innere Immigration. „Nicht mit mir, nicht mit mir“, murmelt sie vor sich hin. Was war passiert?

Janine arbeitet als Projektleiterin in einer Stuttgarter Agentur, die für ihre spektakulären Inszenierungen reihenweise BrandEx Awards abräumt. Bekannt ist sie allerdings auch für eine „schwäbische“ Entlohnung der Mitarbeiter. Der Geschäftsführer ist der Meinung, Ruhm und Ehre seien ein geldwerter Vorteil.

Janine kennt das nur aus ihrer Gehaltsabrechnung. Die Kunden loben sie in den höchsten Tönen, was sie eines Tages ermutigt, erstmals wegen einer Gehaltserhöhung zu fragen. Der Head of Operations antwortet ihr ausweichend, will sich dafür „stark machen“. Diese Floskel kennt Janine zur Genüge und ist wütend und frustriert.

Ein paar Tage später meldet sich abends per WhatsApp der Geschäftsführer eines lokalen Wettbewerbers, der in letzter Zeit einige begehrte Pitches gewonnen hat – man munkelt, vorwiegend durch Dumping-Preise. Er macht ihr ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann.

Janine unterschreibt Hals über Kopf und voller Genugtuung den Arbeitsvertrag, der ihr mehr Gehalt und eine Beförderung garantiert. Drei Monate später flattert ihr eine betriebsbedingte Kündigung auf den Tisch.

Was lernen wir daraus? Gefühle sollten nicht blind machen für die Realitäten des Wirtschaftslebens. Bewerber sollten sich sorgfältig über den potenziellen neuen Arbeitgeber und seine Führungskräfte informieren. Hierzu zapft man formelle und informelle Kanäle an.

Das eigene Netzwerk wispert nicht nur Gerüchte, sondern transportiert auch Insider-Informationen. Was spricht man über die Unternehmenskultur, über die Fluktuation, über die Bezahlung? Was schreiben Ehemalige bei der Arbeitgeberbewertungsplattform kununu? Gibt es ein transparentes Bewerbungsverfahren? Gibt es Auszeichnungen als Arbeitgeber? Wie lautet das Versprechen an die Mitarbeiter als Pendant zum USP?

Keep on rockin‘

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 5

Spiel mir das Lied von der Kündigung

(Nach einer wahren Begebenheit) Das Leben schreibt die wunderlichsten Geschichten. Jens arbeitete in der Buchhaltung einer seinerzeit führenden Event-Agentur aus Solingen. Er ist gelernter Elektriker und wie er zum Zahlen-Jongleur wurde, liegt im Nebel der Geschichte.

Seine Aufgaben wurden immer anspruchsvoller, die Computer-Programme immer komplizierter und Jens zum Master of Desaster. Soll heißen, nach mehreren Gesprächen incl. Abmahnung wollte man ihm kündigen. Er war ein Pfundskerl, jeder mochte ihn, eigentlich hätte man ihn gern behalten. Da hatte die Geschäftsleitung eine unkonventionelle Idee, so wurde der Verfasser beauftragt, das Kündigungs-gespräch zu führen und die Situation zu retten.

WR: „Jens, wir müssen reden. Deine Leistungen machen uns echt Kummer, Du hast Deine Versprechen nicht eingehalten. Nichts ist besser geworden. Deine Kollegen sind sauer. Du fühlst Dich in der Buchhaltung unwohl, das kann man sehen. Kommst Du eigentlich morgens gern zur Arbeit?“
Jens: „Nein, manchmal ist mir schlecht, ich würde lieber zuhause bleiben.“
WR: „Dann muß ich eine Entscheidung für uns beide treffen, wir müssen Dir leider kündigen.“
Jens: „Damit habe ich schon lange gerechnet.“

WR: „Aber… vielleicht gibt es einen Ausweg, Jens Du bist doch gelernter Elektriker?“ Jens: „Ja schon, warum?“
WR: „Wir brauchen einen zweiten Hausmeister, traust Du Dir das zu?“
Jens: „Ich glaube schon, das würde mir Spaß machen.“
WR: „Dann laß es uns probieren!“

Daraus wurden viele Jahre einer fruchtbaren Zusammenarbeit, also ein gelungener Job-Wechsel, für den allerdings ein Geistesblitz notwendig war. Was lernen wir daraus?

Natürlich funktioniert so ein interner Wechsel nur unter bestimmten Umständen. Einen Wechsel vom Projektmanagement in den Personalbereich habe ich schon beobachtet oder vom Event-Bereich in den Incentive-Bereich. Oder von einer Niederlassung in eine andere. Überall, wo es um Projektmanagement geht, ist so ein Wechsel denkbar. Anlässe sind z.B. Mobbing, Differenzen mit der Führung oder Zwistigkeiten unter Kollegen.

Und wenn Du gerade Zeit hast, dies ist der Titel-Song von Ennio Morricone

Keep on rockin‘

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 4

Hotel California

Reise zurück in die 70er mit dem Titel-Song von den  Eagles ein Song ohne Verfallsdatum.

Jessica jubelte wie in der Stepstone-TV-Werbung „Yes, yes, yes!“ Sie hatte gerade die Zusage für ihren Traum-Job erhalten: Bankettleiterin in einem Münchner Nobel-Hotel, ein Leading Hotel of the World. Dafür mußte sie allerdings von Mainz umziehen.

Bild: DALL-E 3 / vt-stage

Im Bewerbungsgespräch war der extrem schwierige Wohnungsmarkt angesprochen worden. Von der Zusicherung der Personalerin „Wir unterstützen Sie natürlich“ war allerdings nicht viel übrig geblieben. Jessica wohnte erst einmal provisorisch bei ihrer Cousine in Unterföhring. Wochenlang suchte sie verzweifelt nach einer passenden kleinen Wohnung, die in ihr Budget paßte. Eines Tages schockte die Cousine sie mit „mein Freund zieht in vier Wochen ein“. Im Klartext – sie mußte raus.

Jessica war mit den Nerven am Ende und stand am nächsten Tag bei der Personalleiterin Andrea auf der Matte, um ihre scheußliche Situation deutlich zu machen. Und auf die Hilfszusage zu pochen. Mit Tränen in den Augen „Ich weiß nicht mehr weiter, helfen Sie mir bitte!“ Andrea antwortete trocken „Hotel California“. „Wie bitte?“ „Wir haben für Notfälle ein paar Zimmer in einer ehemaligen Pension gemietet, eins steht gerade leer. Wir hängen das nicht an die große Glocke. Wir nennen es intern Hotel California. Da können Sie bleiben, solange es nötig ist.“ Jessica war unglaublich erleichtert. Am nächsten Tag zog sie um und ein paar Monate später in eine WG zu einer befreundeten Kollegin.

Was lernen wir daraus? Eine „Wohnungsreserve“ für neue Mitarbeiter ist in Zeiten von Fachkräfte- und Wohnungsmangel doppelt clever.

Keep on rockin‘

 

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 3

The Road to Hell

Reise zurück in die 80er mit dem Titel-Song von Chris Rea

Bild: DALL-E 3 / Wolf Rübner

(Nach einer wahren Begebenheit) Mike spielt Klavier, reitet wie ein junger Gott und ist als Technischer Leiter ein Koryphäe. Und Freelancer aus Überzeugung. Er hat Sinn für Dramaturgie und ist – obwohl Franke – ein schwäbischer Tüftler. Kein Wunder, daß eine seinerzeit renommierte Agentur aus Solingen fragte, ob er nicht an Bord kommen wolle.

Nun, er wollte, was sich bald als grober Fehler herausstellen sollte. Ein „Freibeuter“ in einer 200-Mann-Agentur? Kann das gut gehen?
Zum Einstand gab es nicht nur ein geräumiges Büro, eine Architektin als Mitarbeiterin, sondern auch jede Menge Vorschußlorbeeren. Erklärungen „von oben“ gab es eigentlich nicht.

Mike schob Frust und schüttete dem Autor und Büronachbarn immer mal wieder sein Herz aus. Aber niemand nahm ihn richtig ernst,
jeder war zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Das Ergebnis nach 10 Monaten? „Einige schöne Projekte, doch die Leute verstehen überhaupt nicht, was ich kann und warum ich hier bin. Ich zeichne hauptsächlich Bestuhlungspläne, es ist die Hölle, Mann. Darauf habe ich keinen Bock mehr!“ so Mike bei seiner Kündigung.

Was lernen wir daraus? Eine neue Abteilung muß erklärt und „beworben“ werden. Ein neuer Bereich benötigt eine Weile, um sich zu integrieren. Das gilt für beide Seiten. Die richtige Entscheidung, die technische Planungs- und Ausschreibungskompetenz der Agentur zu erhöhen, hätte von der Bereichsleitung begleitet werden müssen.

Keep on rockin‘

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 2

Under Pressure

Reise zurück in die 90er mit dem Titel-Song von David Bowie

Der Geschäftsführer des Berliner Caterers Gourmet Factory ist verzweifelt: Seit Wochen sucht Michael händeringend einen weiteren Koch. Der Druck im Kessel steigt täglich, weil die Qualität der Küche spürbar nachläßt. Es gibt erste Kundenbeschwerden.

Bild: DALL-E 3 / Wolf Rübner

Aus heiterem Himmel flattert eine Bewerbung ins Haus. Thomas Kuri wird zum Vorstellungsgespräch eingeladen, an dem auch Manja, die Leiterin People & Culture teilnimmt. Man vereinbart ein zweites Gespräch. Michael hat sich insgeheim schon für den Kandidaten entschieden, obwohl – irgendetwas stört ihn. Aber der Druck, die Stelle zu besetzen, ist beinahe unerträglich.

Michael und Manja beraten sich nach Ende des zweiten Gesprächs. Er: “Der Kuri hat 5 Jahre in der Schwarzwaldstube in Baiersbronn gearbeitet, sein Zeugnis ist gut, das ist eine tolle Visitenkarte.“ Sie: “Aber das ist lange her, danach wechselte er häufig, schied auf eigenen Wunsch aus.“ Er: „Wir müssen jetzt entscheiden, der Zustand ist untragbar!“ Sie: „Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe bei ihm eine Fahne gerochen…“ Er: „Ich habe nichts bemerkt, schicken Sie ihm bitte einen Arbeitsvertrag.“

Noch in der Probezeit muß Thomas das Unternehmen wegen seines Alkoholproblems verlassen.

Was lernen wir daraus? Man sollte die feinen Antennen der Frauen nicht ignorieren. Und auch bei großem Druck eine Entscheidung absichern (z.B. Referenzen einholen), über Alternativen oder Interims-Lösungen nachdenken – eine Entscheidung nicht majorisieren.

Keep on rockin‘

 

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 1

Foto: privat

Im Leben wie im Beruf hat man stets drei Möglichkeiten: Love it, change it or leave it. Man arrangiert sich mit den Mißständen, man versucht sie zu ändern oder man geht einen anderen Weg. Hauptsache raus aus der Opferrolle.

Die fiktiven Geschichten aus der Veranstaltungswirtschaft handeln vom Scheitern und Gelingen eines Job-Wechsels – mal aus der Sicht des Bewerbers, mal durch die Brille des Betriebes, auch die Situation von Freelancern wird beleuchtet. Unerschöpfliche Quelle sind meine Erfahrungen als „Perlenfischer“, zudem Autobiografisches aus vier Jahrzehnten work@event.
Personen und Unternehmen sind frei erfunden, nur die Probleme nicht:
Zu wenig Geld, fehlende Aufstiegschancen, keine Wertschätzung, Über- oder Unterforderung, Suchterkrankungen, Burnout, Mobbing, Diskriminierung, Bewerbungsangst und der weltweit häufigste Kündigungsgrund: Ein miserabler Chef.

Jede Ähnlichkeit mit existierenden Personen wäre rein zufällig. Total real dagegen sind die Titelsongs aus Rock und Pop.

Should I stay or should I go

Bild:DALL-E 3 / vt-stage

Den Anfang machen die Pioniere des Punk The Clash.

Beginnen wir mit dem Paradebeispiel von Bleiben oder Gehen. Man kann verschiedene Arten unterscheiden: der negativ motivierte Job-Wechsel (Unzufriedenheit), der positiv motivierte (Geld, Status, Entwicklung) und der Zufall, etwa, wenn der „Perlenfischer“ anklopft.

Laura arbeitet im Frankfurter Büro einer Agentur-Gruppe, die früher
als außerordentlich kreativ galt, heute aber nur noch groß ist. In Deutschland wurde eine Niederlassung nach der anderen aus dem Boden gestampft. Dazu die Internationalisierung – China, USA, Brasilien – sie erforderte die ganze Aufmerksamkeit des Managements.                                                                                                                               Die Schattenseiten der Expansion bekam Laura bald zu spüren: sterile Büroräume – ganz im Gegensatz zur Gründerzeit-Villa am Stammsitz. Spärliche Informationen über das große Ganze, über die anderen Teams, zum Ziel der Reise, überhaupt, das Grundrauschen bestand aus allerlei Gerüchten.

Der Niederlassungsleiter hatte nicht viel zu melden, Entscheidungen wurden in „Moskau“ getroffen. Aber man gehörte dafür zum Marktführer, die Bezahlung war überdurchschnittlich, es fühlte sich aber wie ein goldener Käfig an. Das wirklich Positive waren die Kollegen. Es wäre ihr wie ein Verrat vorgekommen, sie im Stich zu lassen.

Bei einer After-Work-Party in der Copper Bar hatte Laura eine schicksalhafte Begegnung mit einem Kollegen aus einer Wiesbadener Event-Agentur, die nicht nur für perfekte Events bekannt war. Begeistert lauschte sie seinen Schilderungen von der Atmosphäre, dem Zusammenhalt, den gemeinsamen Aktivitäten, den Freiheiten. Sie kam ins Grübeln – should I stay or should I go?

Doch was sind die Chancen und was die Risiken einer beruflichen Veränderung. Eine knifflige Frage. Laura probierte es mit der Benjamin-Franklin-Methode. Außerdem erkundigte sie sich über die in der Region ansässigen Agenturen. Sie analysierte die Stellenangebote und schaute sich die Bewertungen auf kununu an. Dann listete sie die Vor- und Nachteile ihrer aktuellen Stelle auf.

Laura war jetzt sehr viel klüger, fühlte sich aber noch nicht in der Lage, zu entscheiden – kündigen oder bleiben. Was fehlte, war eine Rangfolge der Entscheidungskriterien. Sie beriet sich mit ihrer Freundin. Beide kamen zum gleichen Ergebnis – raus aus der Komfortzone! No risk no fun!

Achtung Baby: Im Hintergrund lauert stets eine Gefahr – ist das Glas halb voll oder halb leer? Die Entscheidung kann deshalb in die eine oder die andere Richtung kippen. Welcher Typ bist Du? Pessimist oder Optimist?

Keep on rockin‘

 

Always Look On The Bright Side Of WORK

DORTMUND 1983 – am 1. Februar stolpert ein unbeschriebenes Blatt namens Wolf Rübner zufällig in die Event-Branche und – blieb bis heute. Eine kleine Ewigkeit scheint das her zu sein – Helmut Kohl ärgert sich mit den GRÜNEN herum, die erstmalig in den Bundestag eingezogen sind; „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ ist der gefeierte Kino-Hit; meine damals völlig unbekannte Heimatband „Die Toten Hosen“ tritt illegal in einer Ostberliner Kirche vor 50 Ost-Punks auf; der HSV wird Deutscher Fußballmeister! Vierzig Jahre in unterschiedlichen Rollen und Funktionen: als Quereinsteiger war meine Devise stets learning by doing. Die Reise begann auf Kundenseite mit einer Veranstaltung in der Dortmunder Westfalenhalle.

Nächste Station Geschäftsführer einer LaserShow Company in Köln, 1988 Wechsel zu einer bald sehr prominenten Agentur als Projektleiter, zwei Jahre später Creative Director und Beförderung zum Mitglied der Geschäftsleitung. Seit 2002 selbständig unter der Marke EventCampus als „Perlenfischer“, Kommunikations-Trainer, Lehrbeauftragter und Autor von Fachbüchern/-artikeln. Vier Jahrzehnte wie auf der Achterbahn: in den 80ern erfindet sich die Branche und das/den Event. Eine Zeit der Experimente, das Musical Starlight Express setzt Maßstäbe, Markteinführung von Vary Lite, den ersten motorisch bewegten Scheinwerfern (Premiere auf einer Genesis-Tournee). In den 90ern folgt eine Sturm- und Drangzeit, Goldgräberstimmung bei den Agenturen, Eröffnung des Berliner Estrel, Deutschlands bis heute größtes Hotel. Die WORLD EXPO in Hannover läutet die 2000er ein. Globale Krisen zerren an den Nerven und den Finanzen:  der Anschlag auf das World Trade Center, eine tiefe Zäsur, wie sich zeigen sollte. Einige Jahre später manövrierten die Zocker im globalen Finanzkasino die Weltwirtschaft an den Rand des Abgrunds. Wir hielten den Atem an. In den 2010ern wieder Boom und wieder Euphorie, dann im März 2020 Schockstarre und der Beginn einer noch immer schwelenden Existenzkrise, auch weil die überfällige Marktbereinigung bisher ausgeblieben ist. Hybrid rettet unseren Hals, das Virus geht langsam, der Personalmangel kommt rasend schnell, auch wegen der Demographie. Die Alten gehen, die Jungen haben Flausen im Kopf. Die neue Dekade wird von einem Krieg überschattet, Ungewißheit ist unser treuer Begleiter, doch die Branche ist solidarischer und besser organisiert als früher.

Meine persönliche Bilanz: irgendetwas zwischen Highway to Hell und Stairway to Heaven. Die wichtigste Erfahrung: das hohe Burnout-Risiko, also achtet auf die Warnzeichen! Ich mache weiter, mein Dank gilt Euch da draußen für unzählige sympathische Begegnungen, für Eure Inspiration und Wertschätzung. KEEP ON ROCKIN‘ und https://www.youtube.com/watch?v=SJUhlRoBL8M&ab_channel=Melonhead622 Fotos: Tbachner; alarmstuferot.org

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3. Juli 2024