Boulevard of Broken Dreams
Reise zurück in das Jahr 2004 mit dem Titel-Song von Green Day
Dafür würde Udo mitten in der Nacht aufstehen – eine Regiebesprechung mit der Agentur und den Köpfen der Gewerke. Anschließend eine Durchlaufprobe, Feedback und dann die Generalprobe. Deutschland-Premiere, ganz großes Tennis, er mitten drin. Bisher leider nur ein Traum.
Udo arbeitet bei Mazda Deutschland in der Verkaufsförderung und ist verantwortlich für die Händlerveranstaltungen. Live-Kommunikation fasziniert ihn, diese einzigartige Symbiose von Inszenierung, Dramaturgie und profaner Logistik. Letzteres war sein Ding, schließlich hatte er eine Weiterbildung als Scrum Master absolviert. Bisher hatte er nur kleinere Händler-Events organisiert, aber jetzt stand mit dem MX-5 ein wichtiger Re-Launch an mit Probefahrten und der Abendveranstaltung in einem Roncalli-Zelt.
Der Marketing-Leiter beauftragte Udo mit einer Agentur-Ausschreibung. Den Pitch gewann eine seinerzeit renommierte Agentur aus Solingen. Es wurde ein Riesenerfolg und Udo hatte Blut geleckt. Ein paar Monate später startete er dort als Senior-Projektleiter Automotive. Doch seine Euphorie erhielt schnell einen Dämpfer. Der erste Tag: Niemand nahm so richtig Notiz von ihm, Einzelbüros, alle standen unter Strom.
Dabei hatte es im Bewerbungsgespräch mit der Geschäftsführung noch ganz anders geklungen – von einer Win-Win-Situation war die Rede gewesen. Udo kann sich auf Automotive Events spezialisieren, die Agentur gewinnt einen Insider von der Kundenseite. Die Realität sah anders aus: zunächst herrschte eine Flaute bei Automobilaufträgen, die Projektleitung ging an andere, Udo war nur als Teilprojektleiter im Team. Auf Nachfrage bei der GF, wann er mehr Verantwortung erhalten würde, wurde er vertröstet – man sei in der Umstrukturierung. Es fehlte ihm damit ein richtiger Ansprechpartner.
So ging das erste Jahr ins Land. Irgendwie war er in der Truppe auch nicht angekommen, das merkte er beim Sommerfest, seine spröde Art stand ihm auch etwas im Weg. Dann wurde eine Struktur mit Bereichsleitern installiert, Udo hatte jetzt einen Häuptling, mit dem er früher schon nicht warm geworden war. Für ihn war damit der Weg zu Ende, sein Traum geplatzt.
Was lernen wir daraus? Nicht jeder ist für die Arbeit in einer Agentur geschaffen. Beim Seitenwechsel ist daher auch die Mentalitätsfrage zu prüfen, egal in welche Richtung man wechselt. Bei Zusagen im Bewerbungsgespräch muß die Person mitgedacht werden, die sie einhalten soll. Am besten ist sie beim Zweitgespräch dabei.
Keep on rockin‘
Bild: DALL E3