Blog

Völlig losgelöst – die kogag reunion

Kennt Ihr die wunderbare Leichtigkeit des Seins, wenn man vor Freude abheben möchte? So wie bei Peter Schillings „Völlig losgelöst von der Erde schwebt das Raumschiff, völlig schwerelos.“* Dieses Raumschiff hieß kogag reunion und landete Anfang Dezember 2024 in Solingen.

Alte Maschinenhalle, draußen Nieselregen bei 5°C, drinnen emotionaler Ausnahmezustand. Begeisterung und Wiedersehensfreude wohin man schaut. Captain Splitthoff, Erster Offizier Janßen und Chef-Ingenieur Engelmann hatten zur „kogag reunion 2024“ aufgefordert und (fast) alle wollten dabei sein.

Nicht zu fassen, 13 Jahre nachdem die Agentur auf dem Firmenfriedhof gelandet war, rollte eine Welle auf die Macher zu und mündete in einer Warteliste, weil ein weiterer Location-Wechsel nicht möglich gewesen wäre. Alles begann mit einer geschlossenen LinkedIn-Gruppe und einer Umfrage. Das Netzwerk wirbelte und am Ende feierte die kogag-Familie mit rund 200 Personen ein veritables Klassentreffen, professionell organisiert und ausgestattet dank zahlreicher Sponsoren. Es wurde ein Abend großer Gefühle.

Bitter Sweet Symphony*
Rückblende: Die kogag war rund 40 Jahre eine der führenden für Agenturen für Live-Kommunikation. Im Portfolio Events, Incentives, Messe, Promotion, Reisebüro, Show Production, Guest-Management, Präsentservice. Gegründet Anfang der 70er vom Vollblutunternehmer Peter Bremshey und ‚Gentleman‘ Ralf Domning, waren sie die Pioniere dieses Agentur-Segments. Sie schenkten den Mitarbeitern Vertrauen und Wertschätzung und schufen so ein Unternehmen mit starken Werten: Fokus auf den Kunden, Qualität und ein ausgeprägter Dienstleistungswille. Niederlassungen in Berlin, Dresden und München. Ein kraftstrotzender Vorzeigebetrieb, der jahrelang vor dem Wind segelte, mit zeitweilig weit über 200 festen Angestellten, bis mit 9/11 der schleichende Abstieg begann, auch durch eigene Fehler.

Wer friert uns diesen Moment ein?*
Großer Bahnhof gleich beim Cocktail-Empfang im Vorzelt, Lounge-Möbel, roter Teppich und kogag-Branding. Winken, Umarmung hier, freudiges Erkennen dort, „Wie geht es Dir?“ die Frage des Abends. Die Location stimmungsvoll ausgeleuchtet in kogag-Rot und mit Glückshormonen geflutet. Bühne, Bar, Buffet, Stehtische, Screens – es war angerichtet und doch nur Nebensache. Überall stand man zusammen zu zweit, zu dritt, zu viert, eng, vertraut, im Gespräch vertieft.

Zu einem außergewöhnlichen Abend gehört ein Programm. Auftritt René Splitthoff im Reunion T-Shirt. Der ehemalige Geschäftsführer hatte das Fest nicht nur fast im Alleingang organisiert, Sponsoren gewonnen, sondern auch ein Programm konzipiert, durch das er nun führte. Nach der Begrüßung wurde einige Gäste mit Urkunden beglückt, so z.B. Heike Jessen aus der Abteilung Show Production für die weiteste Anreise – Hawai. Sie hatte ihren Heimatbesuch verlegt, um dabei zu sein. Großer Beifall für Klaus von Hagen aus dem Rechnungswesen, der schon früh dabei gewesen ist und es bis zum bitteren Ende ausgehalten hat.

Eine delikate Aufgabe übernahm Markus Jäger, langjähriger Geschäftsführer, mit dem Gedenken an verstorbene Kollegen und Kolleginnen. Die schwierige Balance zwischen ehrlicher Anteilnahme und würdigem Andenken gelang ihm glänzend. Genauso wie es Catrin Beckmann verstand, die Erinnerung an ihren im Vorjahr verstorbenen Vater Peter Bremshey mit einem privaten Blick auf die kogag zu verbinden. Marc Domning war ohne seinen Vater gekommen, der wie früher solchem Trubel aus dem Weg gegangen war.

Geile Zeit*
Auf diese Formel brachte es Konstanze Agatz, damals 6 Jahre Projektleiterin, heute eine gefragte Ablaufregisseurin. „Es war eine geile Zeit, weil trotz Druck und der harten Arbeit das Miteinander so toll funktionierte.“ Diese Verbundenheit war vielleicht auch das Geheimnis der enormen Resonanz auf dieses Klassentreffen.

Weiter ging es mit einem Abend voller Erinnerungen und Geschichten und der häufigen Frage „Weißt Du noch?“ Immer wieder die Überraschung „Du bist auch gekommen, wie schön!“ Was macht man jetzt? wo lebt man jetzt? Wann bist Du bei der kogag raus?
„Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.“ Dieses Bonmot von Wilhelm v. Humboldt bestätigte sich an diesem Abend auf eindrucksvolle Weise.

Weitere Highlights waren die Tombola mit Preisen im Wert von € 5.000,- und Live-Musik von der Langenfelder Band „LEISE“. Die Hörer von WDR 2 adelten das Duo Kirstie Nolden und Haluk Koudsi 2022 als „Beste Band des Westens“. Moderiert vom gut aufgelegten René Splitthoff, der scheinbar alle und alles zu kennen schien. Z. B. die Sponsoren, zum überwiegenden Teil frühere Partner der kogag: „Unser Dank gilt den großzügigen Sponsoren, ohne die unsere kogag reunion niemals möglich gewesen wäre. Der Dank geht natürlich auch an die Künstler des Abends.“ Lang anhaltender Beifall.

Zusammen*

Gunnar Kavermann (6 Jahre; Creative Director) schwärmte am nächsten Tag von diesem Ereignis: „Wow! Was für ein Abend! Und um 01:00 nachts am Nikolaus-Tag haben wir dann endlich zu dem Song von Brings getanzt und gesungen, der das ausdrückt, was ich zu meiner Zeit bei kogag zu sagen habe: es war eine „superjeile zick“… für alle nicht des Kölschen mächtigen: eine supergeile Zeit!! Dieser epische Abend hat mich sehr berührt (Danke Markus Jäger!) und daran erinnert, was für eine fantastische Gemeinschaft wir waren. Rock’n’Roll! Ride on! Danke für diese Freude, dieses Erlebnis!!“

Die Fantastischen Vier wußten es schon länger: „Wir sind unzertrennbar, wir sind unverkennbar, wir setzen uns ’n Denkmal.“ Genau das war die kogag reunion 2024.

Was von der kogag geblieben ist? Hunderte von exzellent ausgebildeten Event-Profis, die in ganz Deutschland verstreut arbeiten – als Geschäftsführer in eigenen oder fremden Agenturen und Event-Dienstleistern. Bei Unternehmen, als Freelancer oder selbständige Berater. Hier eine sicher unvollständige Liste: insglück, marbet, jaeger & haeckerhase, mindreaders, Marc Kirchheim Entertainment, stagg & friends, CBe. Kavermann, Visionary Minds, Rent-All, face to face, That’s Retail, Quinton, liveundinfarbe. Manche haben die Branche gewechselt, auch keine schlechte Idee….

Das letzte Wort gehört den Machern Ute Janßen und René Splitthoff. Ute: „Wenn die Anzahl der Umarmungen, die an diesem Abend stattgefunden haben, eine Benchmark-fähige Maßeinheit für Wertschätzung innerhalb eines Teams wäre, dann würden wir in das Guinness-Buch der Rekorde kommen!“
René: „So viel Wärme, Herzlichkeit und Dankbarkeit wie gestern Abend habe ich selten erlebt. Eine Party ist immer nur so gut wie ihre Gäste. Schön dass ihr da ward. Peter Bremshey wäre unglaublich stolz gewesen.“

Fotos: Peter Meuter

Playlist

Peter Schilling „Völlig losgelöst“ https://www.youtube.com/watch?v=KQRaj1vcnrs

The Verve „Bitter Sweet Symphony“ https://www.youtube.com/watch?v=1lyu1KKwC74

Andreas Bourani „Auf uns“  https://www.youtube.com/watch?v=k9EYjn5f_nE

Juli „Geile Zeit“ https://www.youtube.com/watch?v=KyMT8MDaxqo

Die Fantastischen Vier „Zusammen“ https://www.youtube.com/watch?v=H-RrCQQAdK4

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 27

Du bist unkündbar, Sklaven werden verkauft!

Reise zurück in das Jahr 1982 mit dem Song von Paul McCartney und Stevie Wonder

Der Schauplatz: der Sozialraum eines Luxus-Hotels in Rottach-Egern; Uhrzeit: 12:30 Uhr; Beteiligte: Jamal Huber (23, Diskriminierungs-
opfer), Alice Seidel (24, Beschuldigte), Markus Röder (32, Zeuge), Carina Strauß (20, Zeugin), Jonas Felgenbauer (Personalleiter). Tat-
vorwurf: rassistische Beleidigung.

Jamal ist ein dunkelhäutiger junger Mann, seit drei Wochen an der Rezeption tätig, von umwerfender Freundlichkeit, daher bei den Gästen
sehr beliebt, von den Kollegen an der Rezeption aber mißtrauisch beäugt. Jamals Vater ist Münchner, die Mutter stammt aus Guinea. Die Ausbildung auf der Hotelfachschule hat er mit Auszeichnung abgeschlossen. Bereits am ersten Tag bemerkte Jamal das Getuschel und die feindseligen Blicke von Alice, Markus und Carina. Im Sozialraum wurde ihm
„versehentlich“ Kaffee über die Hose geschüttet. Ein anderes Mal hatte er angeblich die Mikrowelle kaputt gemacht. Dann fiel das N*Wort und der Spruch aus der Überschrift: „Verpiss Dich, wir brauchen Dich hier nicht!“ schleuderte ihm Alice ins Gesicht.

Jamal war völlig verstört, nicht nur, weil er in Deutschland geboren war und sich als Deutscher fühlte, sondern weil ihn eine ganze Gruppe
anfeindete. Zuhause riet man ihn „Geh zur Personalabteilung!“. Jamal hatte einen Verdacht. Er googlte den Namen „Alice Seidel“ und
nach ein paar Klicks war die Sache klar. Sie war Mitglied der Jungen Alternative.

Auf den ersten Blick erscheint Alice ziemlich normal. Auf Instagram ist sie im Dirndl auf dem Oktoberfest zu sehen. Optisch ist sie so durch-
schnittlich, daß sie keiner spezifischen Gruppe oder Subkultur anzugehören scheint.

Mit seinem Wissen fühlte sich Jamal bestärkt als er am nächsten Morgen an die Bürotür von Jonas Felgenbauer klopfte. Damit sind wir zurück in der Eingangsszene. „Ich habe das nicht zu ihm gesagt, der spinnt doch“ widersprach Alice entrüstet. Markus bestätigte das, Carina stotterte ein wenig, aber stimmte zu. „Alice, stimmt es, daß Du Mitglied in einer Partei bist?“

„Nein, was hat das hiermit zu tun?“ „Du bist also nicht in der Jungen Alternative“? „Das dürfen Sie mich überhaupt nicht fragen!“ Mit diesen Worten stürmte sie aus dem Raum. Markus und Carina folgten ihr wortlos.

Jonas knöpfte sich Carina und Markus einzeln vor. Nach und nach kitzelte er die Wahrheit heraus, weil beide ein schlechtes Gewissen hatten. Sie versprachen, ggf. vor Gericht die Wahrheit zu sagen. Eine Stunde später hatte Alice Seidel ihre fristlose Kündigung in der Hand.

Vom Arbeitsgericht mußte sie sich belehren lassen, daß eine schwere rassistische Beleidigung gemäß §626 BGB ein hinreichender Grund ist.

Keep on rockin‘
Abb DALL E3

 

 

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 26

Gefährliche Gerüchte

Reise zurück in die 90er Jahre mit dem Titel-Song von Mike and the Mechanics – aktuell wie nie!

„Entweder stehst Du auf der Gästeliste oder auf der Speisekarte.“ Dieser Kalauer aus der Welt der Investment-Banker führt uns zum nächsten Abenteuer.

Gerüchte und Falschmeldungen im Internet vergiften die Gemüter, spalten die Gesellschaft, sie stellen auch eine Gefahr für Unternehmen dar. Davon handelt dieser fiktive Wirtschaftskrimi, mit einer Hamburger Veranstaltungstechnik Company in der Hauptrolle. Beschäftigt werden über 800 Mitarbeiter weltweit sowie einem tadellosen Ruf als Arbeitgeber.

Der neue Rahmenvertrag eines Automobilkonzerns für die weltweiten A-Messen machte es notwendig, die Mannschaft aufzustocken. Die Abteilung People & Culture entwickelte eine Kampagne u.a. mit Recruiting Videos. Über die Jahre hatte man eine starke Arbeitgebermarke aufgebaut und war daher zuversichtlich, daß zahlreiche qualifizierte Bewerbungen eingehen würden.

Doch das Gegenteil passierte – unerwartete Kündigungen aus verschiedenen Niederlassungen und Abteilungen! Kaum Bewerbungen! Zwei Kandidaten sagten sogar ab! Man stand vor einem Rätsel. Der Head of Production wurde informiert, „Findet raus, woran es liegt.“ war seine pragmatische Antwort. Jessica und Ines aus der Personalabteilung kontaktierten zahlreiche Branchen-Insider. Es wurde rumgedruckst, ausweichende Antworten und „kennt Ihr die Gerüchte nicht?“ Ines wußte sofort, wo sie suchen mußten.

Sie durchforsteten stundenlang verschiedene Social-Media-Kanäle. Kurz vor Mitternacht: „Hier ist es! Jessica, schau mal, hier bei X schreibt jemand, wir sollen von einer Private Equity-Firma übernommen werden!“ „Waas? Das gibt’s doch nicht! Wer schreibt so einen Schrott?“ Kenne ich nicht, aber es ist oft geteilt worden. Doch, hier, den Typen kennen wir doch. Von unserem Lieblingskonkurrenten. Wir müssen sofort Jonas und Claas informieren!“

Jessica und Ines waren bis zur Halskrause voll Adrenalin und wühlten sich durch das Internet: „Häufig nehmen die Mitarbeiter Reißaus,“ las Jessica in einer Studie. „Die Befragungsergebnisse zeigen, dass Personalabgänge von Talenten den Transaktionserfolg massiv gefährden, resümieren die Autoren der Studie. So verloren von Private-Equity-Firmen gekaufte Unternehmen, die nach der Transaktion an Wert verloren, im Schnitt auch zehn Prozent ihrer Mitarbeiter. Holy Shit.“

Am nächsten Morgen, kurz nach 7 Uhr klingelt das Handy von Jonas. Ines ist dran und schildert aufgeregt, was die beiden herausgefunden haben. „Wir müssen sofort etwas unternehmen!“

Jonas, Claas und die Abteilungsleiter trafen sich mittags zu einem Krisen-Meeting. Die Niederlassungsleiter waren per Video zugeschaltet. Ines und Jessica referierten die Fakten. „Wir können leider nicht beweisen, wer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat. Der kann in Indonesien, Kamerun, aber auch in Ottensen sitzen.“

Am Nachmittag wurden zuerst die Mitarbeiter informiert und dann eine Pressemitteilung über sämtliche digitalen und analogen Kanäle veröffentlicht. „Entgegen der im Internet gestreuten Gerüchte….“

Keep on rockin‘
Abb DALL E3

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 25

Ein klares Ja zu Vielleicht

Reise zurück in das Jahr 2010 (Erstveröffentlichung 1996) mit dem Titel-Song von Fettes Brot

Hamburg, Sonnabend, 2. September 2023, es ist leicht bewölkt, es herrschen angenehme 23°, perfektes Wetter für Open Air. Jette drängt sich mit ihrer Freundin durch die Eingangstore der Trabrennbahn zum Abschiedskonzert der Hip-Hop-Band Fettes Brot.

Am nächsten Tag will sie endlich die Bewerbungen abschicken, hat sie ihrer Freundin versprochen. „Machst Du das oder nur vielleicht?“ „Ich habe es mir fest vorgenommen.“ Es klang nicht überzeugend.

Jette arbeitet als Projektleiterin in einer Hamburger Location. Sie hat dort ihre Ausbildung absolviert und ist dort mittlerweile insgesamt 6 Jahre beschäftigt. Häufig gibt man ihr das Gefühl, immer noch die Azubine zu sein, sie also nicht für voll nimmt. Dabei steckt sie ihre Kollegen locker in die Tasche, denn sie ist nicht nur Fachkraft für Veranstaltungstechnik, sondern auch eine gelernte Veranstaltungskauffrau.

Sie schaut schon länger nach Job-Angebote, doch, wenn sie ein Anschreiben formulieren will, ist ihr Kopf leer. Sie schreibt, löscht den Text, formuliert neu und löscht wieder. Wenn sie das Anforderungsprofil nicht zu 100% erfüllt, flüchtet sie in Ausreden, andere wären ohnehin besser als sie. Es ist zermürbend.

Auch jetzt sitzt sie wieder regungslos vor dem Bildschirm. Schließlich schaltet sie ihn aus, bekommt feuchte Augen, steht auf und schreit ihr Spiegelbild an „Verdammter Schisser“, womit beim Thema wären: Bewerbungsangst.

Jette ist damit nicht allein und die Gründe sind vielfältig. Da wäre zunächst die Angst vor Ablehnung. Das betrifft jüngere Bewerberinnen und Bewerber häufiger als ältere. Wer sich bewirbt, riskiert natürlich, daß lediglich eine E-Mail mit dem Inhalt „Leider müssen wir Ihnen mitteilen…“ zurückkommt.

Angst vor Veränderung, wenn es um berufliche Veränderung geht, kann man zwar unglücklich im jetzigen Job sein, aber ein neuer Job birgt Risiken. Natürlich auch Chancen. Ist das Glas halb voll oder halb leer? Wie groß ist der Leidensdruck?

Angst vor der Kündigung beim alten Arbeitgeber. Bin ich undankbar oder laß ich mein Team in Stich? Es ist doch nicht alles schlecht, solche Zweifel schleichen sich gern von hinten an.

Angst vor Versagen. Manche malen sich schon vorher aus, daß sie dem angestrebten Job nicht gewachsen sind. Überhaupt: Die anderen Bewerber sind bestimmt viel besser geeignet? Was kann man gegen die Ängste tun? Für seine Angst muß sich niemand schämen. Trainiere ein Bewerbungsgespräch als Rollenspiel mit Freunden. Eine gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Ausführliche Tips findest Du bei monster.de

Keep on rockin‘

Abb: DALL E3

 

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 24

Ohne Netz und doppelten Boden

Reise zurück in das Jahr 2016 mit dem Titel-Song von Udo Lindenberg

(Nach einer wahren Begebenheit) Vanessa spürte, daß der nächste Satz ihr Leben verändern würde: „Es reicht mir jetzt, ich kündige!“ platzte es aus ihr heraus. Ihr Chef blickt sie entgeistert an, so fuchsteufelswild hat er die sonst so zurückhaltende Vanessa noch nicht erlebt. Ein jahrelanger Frust hatte sich Bahn gebrochen, sie fühlte sich in dem Moment stark wie eine Löwin, obwohl sie nichts Neues hatte. Dies ist ihre Geschichte.

Vanessa startete als Werkstudentin in einer Münchner Kongress-Agentur mit Domizil im Vorort Grünwald. Obwohl ihre Liebe eigentlich der Soziologie galt, begeisterte sich mehr und mehr für die Organisation von wissenschaftlichen Veranstaltungen. Die Sympathie war gegenseitig und so begann die zweite Phase ihrer Beschäftigung, nun als Junior-Projektmanagerin, allerdings deutlich unterbezahlt (was sie nicht wußte).

Auf die „schiefe Bahn“ geriet die Agentur als Agiles Projektmanagement eingeführt wurde. Von Führung konnte man vorher schon kaum sprechen, es herrschte Laissez-faire. Nun aber hatte die Führungsetage ein Alibi, die Teams sich selbst zu überlassen. Remote-Arbeit und der vermehrte Einsatz von Freelancern während der Corona-Epidemie taten ein Übriges. Die Stimmung sank auf den Nullpunkt.

Vanessa studierte sporadisch den Stellenmarkt, aber regelmäßig entschied sie sich gegen eine Bewerbung. Aus einer Mischung von Bequemlichkeit, Bewerbungsangst, innerem Rückzug und Loyalität zu den Kollegen (ein gefährlicher Klebstoff). Im Jahresgespräch erhielt sie stets schwammige Antworten auf ihre Frage nach Entwicklungsperspektive. Zuletzt nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und fragte nach einer Beförderung, sie wäre schließlich 6 Jahre dabei. Zu ihrer Verwunderung wurde das bewilligt, nunmehr ihre dritte Etappe. Die damit verbundene Gehaltserhöhung war eher eine Frechheit. Aber sie schluckte auch diese Kröte.

Nun zurück zum Ausgangspunkt. Vanessa wollte endlich ihren Marktwert wissen, was ihr eigentlich als Senior-Projektmanagerin finanziell zustand. Die typisch deutsche Geheimniskrämerei um das eigene Gehalt hatte sie gründlich satt. Sie fragte sie die Kollegin, mit der sie es am besten konnte und – fiel aus allen Wolken. Nicht 10%, nicht 20%, sondern 25% verdiente die mehr. Am nächsten Tag stand sie auf der Matte. Der Rest ist bekannt.

Abends telefonierte sie mit ihrem Vater und erzählte von ihrer Heldentat. „Ich bin stolz auf Dich! Du hast endlich den Rücken geradegemacht!“ In den nächsten Tagen bewarb sie sich auf verschiedene Stellen. Die Ungewißheit machte ihr zunächst wenig aus, aber je länger es dauerte, desto schlechter schlief sie. Nervös rechnete sie aus, wie sie die drei Monate Sperre beim Arbeitslosengeld überbrücken könne.

Trotz allem – sie bereute ihre impulsive Kündigung keine Sekunde. Einen Monat später hatte sie einen neuen Job.

Keep on rockin‘

Abb: DALL E3

 

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 23

Krieg der Sterne

Reise in die Galaxis mit dem Titel-Song von John Williams

Rache ist süß – diese Episode handelt von einer Kränkung, die mit einer hinterlistigen Vergeltung beantwortet wird.
Phillip M. – seines Zeichens ein private eye – hatte es sich gerade vor dem Fernseher gemütlich gemacht, um das Pokal-Halbfinale zwischen Lüdenscheid-Nord (vulgo BVB 09) und Herne-West (vulgo Schalke 04) zu verfolgen, als sein Handy klingelte. „Peter, Du? So spät? Weißt Du nicht, was gerade im Fernsehen läuft?“

Der Anrufer räusperte sich, es war ihm sichtlich unangenehm „Phillip, ich bin außer mir, meine Frau betrügt mich mit Ralf! Das soll er mir büßen, der Drecksack und dafür brauche ich Deine Hilfe!“

Peter und Ralf haben gemeinsam die Steigenberger Akademie in Bad Reichenhall besucht und sind anschließend in die elterlichen Betriebe eingestiegen. Ralf in das „Hotel am Westfalenpark“ in Dortmund, Peter in das „Hotel Berg am Parkstadion“ in Gelsenkirchen, beides 4*Sterne-Häuser. Sie waren über Jahre befreundet und haben sich gegenseitig in Fragen der Betriebsführung beraten. Bis zu diesem schicksalhaften Tag, als Ralf und Maria sich mehr als nur sympathisch fanden und in einem Hotel landeten, dessen Besitzer Peter von einer delikaten Beobachtung informierte.

Am Tag nach dem „Hilferuf“ trafen sich Peter und Phillip M. im Glückauf-Club der VELTINS-Arena, um den Rachefeldzug zu besprechen. „Ich habe eine Idee, wenn das klappt, tut es dem A*loch richtig weh! Wenn er mir meine Frau klaut, klaue ich ihm den Chef-Koch, ich brauche ohnehin bald jemanden! Ich weiß, daß er für die Finanzierung seines Hauses wegen der gestiegenen Baukosten dringend Geld braucht. Wie kommen wir an ihn ran?“

„Headhunter, wir brauchen einen Headhunter“ sinniert Phillip M. „Der kontaktiert den Armin und lockt ihn mit einem tollen Angebot.“ „Ich kenne den Armin, der ist sehr loyal“ wendet Peter ein. „Natürlich erfährt der erst bei einem persönlichen Treffen, wer dahintersteckt. Außerdem, jeder hat seinen Preis, jeder, glaub mir! Was kannst Du anbieten?“ „Mhmm, damit ich mir das Gehaltsgefüge nicht kaputt mache, würde ich ihm eine fette Wechselprämie anbieten.“ „Gute Idee, das machen wir so! Ich kenne da jemanden in der Nähe von Freiburg, der kriegt das hin.“

Ein paar Monate später fängt Armin nicht ohne Gewissenbisse als Chef-Koch im Hotel Berg am Parkstadion an. Ralf kocht vor Wut als er davon erfährt und sinnt auf Rache…..

Was lernen wir aus dieser fiktiven Geschichte? Als Kandidat sollte man die Motive des suchenden Unternehmens im Auge behalten. Ersatz, Expansion, Sonderkonjunktur oder doch etwas anderes wie z.B. Lückenbüßer?
Abwerbung – gezielt, soft oder hartnäckig, direkt oder indirekt – ist eine gängige Praxis in der Event-Branche, um überhaupt neues Personal zu gewinnen. Innerhalb eines Marktsegments, z.B. Agenturen, ist das am Ende bei dem katastrophalen Fachkräftemangel ein Nullsummen-spiel. Und es schaukelt die Personalkosten nach oben.

Keep on rockin‘

Abb DALL E3

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 22

Nervenstärke im Bewerbungsgespräch

Reise zurück in das Jahr 1990 mit dem Titel-Song von Snap!

Ich bin manchmal fassungslos, was mir Bewerber von Vorstellungsgesprächen berichten. Sicher geht es überwiegend wertschätzend zu, aber es gibt leider Ausnahmen.

Magdeburg, die Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt: Felix ist in der Grünen Zitadelle verabredet – Friedensreich Hundertwassers Entwurf einer „Oase für Menschlichkeit und für die Natur in einem Meer von rationellen Häusern“. Felix ist von diesem Gebäude fasziniert und freut sich umso mehr auf sein Vorstellungsgespräch. Die Stellenausschreibung des inhaber-geführten Unternehmens für Sport- und Event Security klang vielversprechend. Gesucht wird ein Projektleiter für Sicherheitstechnik.

Zur verabredeten Zeit erscheint niemand, Felix wurde auch nicht mitgeteilt, mit wem er das Gespräch führen wird. Minute um Minute verrinnt, seine innere Anspannung wächst. Felix beschleichen die verrücktesten Zweifel. Bin ich am richtigen Ort zur richtigen Zeit? Dann, nach einer schier endlosen halben Stunde erscheint Burkhardt, der sich als der Geschäftsführer entpuppt.

„Sorry, der Verkehr, Sie verstehen? Warten Sie schon lange? Ich habe jetzt leider Ihre Unterlagen nicht eingesteckt. Sie sind….?“ „Felix, ich bewerbe mich um die Position des Projektleiters“ hilft der sichtlich ernüchterte Kandidat dem Geschäftsführer auf die Sprünge. Felix erlebt einen Augenblick der Desillusion und würde am liebsten abbrechen. Aber vielleicht würde das Treffen ja noch eine positive Wende nehmen.

Burkhardt schildert sein Unternehmen und die Perspektiven in den schillerndsten Farben, lobt das familiäre Miteinander und die gute Bezahlung. Felix schöpft ein wenig Hoffnung. Dann stellt Burkhardt seine Fragen. „Wir arbeiten ja viel im Freien, wie steht’s mit Ihrer Gesundheit? Alles fit?“ Während Felix noch überlegt, was er darauf antworten soll, ist sein Gesprächspartner schon weiter. Ohne eine Antwort abzuwarten schießt Burkhardt die nächste Frage ab: „Sind Sie in der Gewerkschaft?“ Felix schüttelt den Kopf. „Ein Punkt für Sie, kommen wir zu den harten Fakten, als Junior-Projektleiter fangen Sie mit 3.500 Euro im Monat an, das ist weit mehr als der Durchschnitt in unserer Branche.“

Felix ist völlig verdattert. „Ich hatte mich als Projektleiter beworben.“ „Na klar werden Sie das, aber erst nach der Probezeit. Dann erhöht sich auch das Gehalt, ist doch ein fairer Deal?!“
Felix erhebt sich „vielen Dank für das aufschlußreiche Gespräch, ich ziehe meine Bewerbung zurück!“

Das war stark, Felix! Keep on rockin‘

Abb: DALL E3

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 21

Girls just wanna have Fun

Reise zurück in die 80er mit dem Titel-Song von Cindy Lauper

Was ist paradox? Wenn man sich bei einem TV-Sender bewirbt obwohl man kein lineares Fernsehen schaut. Luisa hat gerade ihren Bachelor im Studiengang „Event- und Medienmanagement“ an einer privaten Kölner Hochschule erworben. Ihre Lebenslust ist ansteckend und auch sonst hat es die Natur gut mit ihr gemeint, was ihre Selbstverliebtheit erklärt.

Luisa‘s Revier ist das Belgische Viertel, das von Restaurants, Second-Hand-Läden für Mode, Bücher und Schallplatten gesäumt wird. Jeden kleinsten Anlaß nutzt sie für eine Selbstinszenierung bei TikTok oder wird für ihre Instagram-Story mit Inbrunst gefiltert. Sie teilt fast jeden Moment ihres Alltags, Luisa und ihr Smartphone sind unzertrennlich.

Der Ernst des Lebens beginnt für Luisa an einem Montagmorgen auf der Schäl Sick (rechts-rheinisch), in der Personalabteilung von RTL. Sie strahlt mit dem Notenspiegel ihres Zeugnisses um die Wette, was die Recruterin und den Head of Event stutzig macht, weil ihre Fachkenntnisse recht lückenhaft sind. Irritierend ist auch ihre körperliche Unruhe, da sie ständig mit dem Bein wippt. Doch die Event-Abteilung benötigt dringend Verstärkung und man will es mit Luisa versuchen.

Einige Wochen später wird ein Feedback-Gespräch anberaumt. Die Atmosphäre ist angespannt. Luisa hat ihre Selbstsicherheit komplett verloren, wippt hyper-nervös mit ihrem Bein. „Luisa, wir sind einigermaßen enttäuscht von Dir“ beginnt der Abteilungsleiter Event. „Du bist häufig unkonzentriert und abgelenkt. Deine Lernkurve zeigt eher nach unten als nach oben. Wie erklärst Du Dir das?“

„Ich weiß es selbst nicht. Die Arbeit macht voll viel Spaß, aber ich bin so hibbelig.“ „Wir haben beobachtet, daß Du sehr viel mit Deinem Smartphone beschäftigt bist.“ „Ja? „Ich“, Luisa gerät ins Stottern, denn man hat ihren wunden Punkt getroffen, „ich weiß auch nicht, es ist wie ein Zwang, ich kann mich nicht dagegen wehren.“

„Luisa, wir glauben, daß Du online-süchtig bist, also eigentlich krank.“ Luisa sackt in sich zusammen. „Unser Betriebsarzt kennt sich damit aus und wir bieten unseren Mitarbeitern seit diesem Jahr ein digitales Entgiftungsprogramm an. Du bist nicht allein mit dieser Form von Sucht. Wenn Du das Programm absolvierst, verlängern wir Deine Probezeit, ansonsten müssen wir Dir hier und heute kündigen.“ Luisa nickt, sie ist eigentlich erleichtert, daß sie eine Chance bekommt, mit ihrem Problem fertigzuwerden.

Die digitale Reizüberflutung erschwert zunehmend den privaten und beruflichen Alltag. Viele Menschen gehen abends frustriert ins Bett und sind unzufrieden, wie wenig Zeit der Tag scheinbar hatte, wie gestresst sie sind – und mit dem Gefühl, zu viel „gedaddelt“ zu haben. Das größte Problem besteht nicht in den digitalen Tätigkeiten selbst, sondern in der versuchten Gleichzeitigkeit zwischen realem und digitalem Leben. Insbesondere die Generation Z ist davon betroffen, weil sie mit dem Smartphone aufgewachsen ist. Wir haben bis heute keinen rationalen Umgang mit dem Smartphone gelernt. Es wird erst jetzt deutlich, daß Smartphones bzw. Social Media ein Suchtpotential wie Heroin haben.

Unternehmen müssen sich auf diese neue Zivilisationskrankheit einstellen, denn man kann sich neue Mitarbeiter immer weniger aussuchen, sondern muß mit dem leben, was der Arbeitsmarkt hergibt.

Buchempfehlung: Dr. Martin Korte „Frisch im Kopf: Wie wir uns aus der digitalen Reizüberflutung befreien“

Keep on rockin‘

Abb: DALL E3

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 20

Der tägliche Elchtest

Reise zurück in das Jahr 2005 mit dem Titelsong von The Bravery

„Stark ist, wer keine Fehler macht, stärker, wer aus seinen Fehlern lernt.“ Na, wer hat das gesagt? Es war Boris Becker 1998 als Testimonial für Mercedes-Benz nach dem Debakel der A-Klasse (Elch-Test). Leider hat er sich selbst nicht daran gehalten.

In Bremen, Mercedes-Benz produziert dort die C-Klasse, arbeitet Ines als Projektleiterin bei einer renommierten Event-Agentur (sie trägt den Spaß im Namen). Sie fühlt sich eigentlich dort gut aufgehoben, bis man sie fragt, ob sie in die Niederlassung Frankfurt wechseln könnte. „Auf keinen Fall!“ war ihre empörte Antwort. Die Absage scheint man ihr irgendwie Übel zu nehmen, denn ihr Teamleiter behandelt sie fortan kühler als sonst.

Das Mercedes-Werk bzw. das Kundencenter ist ein beliebter Veranstaltungsort in der Region und bietet Werkführungen mit verschiedenen Formaten. Ines plant dort ihre erste Veranstaltung und macht eine Site Inspection. Während sie in der Wache am Werktor wartet, entdeckt sie einen Aushang mit einer Stellenausschreibung. „Manager VIP Bookings, Customer Care, Events gesucht“. Ines liest den Ausschreibungstext mit angehaltenem Atem, sie merkt, wie sich ihr Puls beschleunigt. Ein Lächeln huscht über ihr Gesicht als sie den Aushang abfotografiert.

Noch am gleichen Abend mailt sie ihre Bewerbungsunterlagen. Kurzum, sie wird eingestellt, verdient mehr, hat mehr Urlaubstage, ein verbilligtes Kantinenessen, ein Job-Ticket. Sie kann ihr Glück kaum fassen.

Ihre erste Veranstaltung hatte es in sich – der Vorstand Produktion hatte sich angekündigt. Der Werkleiter war nur noch ein Nervenbündel. Ines hatte schon viel über ihn gehört, bevor sie ihn das erste Mal zu sehen bekam: Er galt als Pedant, autoritär bis in die Spitzen seiner gegelten Haare, vor dem alle kuschen. Seine Rundgänge waren legendär wie verhaßt. In Stuttgart dagegen wurde er für sein strammes Kostenmanagement geschätzt, sein Führungsstil war nicht bekannt.

Ines machte seine Bekanntschaft bei der Abnahme. „Junge Frau, das ist das falsche Logo!“ Ines zuckte zusammen und stammelte: „Es entspricht der Vorschrift im Corporate Design-Handbuch.“ „Papperlapapp, austauschen. Heute Abend.“ Und ließ sie damit stehen. Zu ihrem Entsetzen erkannte Ines, daß man ihr nicht die aktuelle Version des Manuals gegeben hatte.

Am nächsten Morgen, eine Stunde vor Beginn: „Junge Frau, die Stühle stehen schief und schräg. Sind Sie eigentlich vom Fach?“ „Es tut mir leid, aber der Techniker mußte noch mal auf die Leiter, um das Publikumslicht neu einzurichten.“ Nach der erfolgreich verlaufenden Veranstaltung gab es für Ines statt Lob nur einen schiefen Blick von der Seite.

Eine Woche später beim Tag der offenen Tür im Kundencenter erntete Ines den nächsten Rüffel. „Das ist die falsche Farbe! Das mittlere Ausstellungsfahrzeug hat die falsche Farbe.“ Ines perplex: „Das steht aber so im Lieferschein, ich habe alles kontrolliert.“ „Das ist mir egal. Das Rot paßt nicht zum Farbschema des Kundencenters. Kümmern sie sich drum.“

Bei der Endkontrolle kurz vor dem Einlaß bleibt der Werkleiter am Rednerpult stehen. „Ich trinke nur Coke Zero, warum wissen Sie das nicht? Das steht alles in unserem Event-Handbuch!“ „Das habe ich nicht bekommen.“

Auch diese Veranstaltung wurde trotz der falschen Cola ein großer Erfolg und in der Lokalpresse gefeiert. Ines war nicht zum Feiern zu Mute und fragte sich ernsthaft, ob ihr Job-Wechsel eine gute Idee war.

Wir lassen sie mit diesen Zweifeln allein und fragen, wie man es besser macht. Unternehmen mit einer positiven Fehlerkultur zeichnen sich durch eine größere Mitarbeiterzufriedenheit und stärkere Innovationsfähigkeit aus. Schließlich lernt man nur aus Fehlern, Organisationen wie auch individuell.

Keep on rockin‘

Abb.: DALLE3

Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 19

Learning to fly

Nürnberg fühlt sich im Vergleich zu München oft als Underdog. Zu Unrecht! Historie und Moderne, Sportangebot und Natur verbinden sich zu einer Wohlfühlstadt. Die Stadt der Meistersinger, von Max Morlock, Albrecht Dürer, Lebkuchen und Rostbratwürstchen muß sich wirklich nicht verstecken. Das gilt auch für den Catering-Betrieb, in dem die nächste Episode spielt.

Lutz ist Mitglied der Geschäftsleitung bei Pinguin Party-Service, Marktführer Messe- und Event-Catering in der Metropolregion Nürnberg. Ein Familienbetrieb, 25 Jahre Firmenhistorie, über 200 Mitarbeiter. Der Generationswechsel in der Geschäftsleitung erfordert eine Neuaufteilung der Ressorts.

Bei einem Klausur-Meeting in der Familien-Villa, wunderschön an der Pegnitz gelegen, treffen sich Vater Wilhelm, der nominell die Geschäftsführung inne hat, Tochter Elisabeth, Sohn Jörg und Lutz, der als Einziger nicht zur Familie gehört.

Lutz ist ausgebildeter Fachmann für Veranstaltungsgastronomie und seit 10 Jahren dabei. Er verantwortet bisher Einkauf und Produktion. Weitere Ressorts sind Verkauf mit Marketing/PR, Verwaltung/IT sowie Personal/Service/Logistik. Lutz genießt im Betrieb hohes Ansehen durch seine Fachkompetenz, Loyalität und seine zugewandte Art. Er vermeidet gern Konflikte und konnte sich gegen Wilhelm selten durchsetzen.

Elisabeth ist Papas Liebling, blitzgescheit und sehr von sich überzeugt. Sie ist frisch gebackener Master of Business Administration, den sie in St. Gallen erworben hat. Jörg ist gelernter Koch und Fachmann für System-Gastronomie. Nach einer längeren Station bei aramark möchte er nun in den Familienbetrieb einsteigen. Jörg ist rhetorisch versiert und weiß, was er will.

Lutz ist klar, daß er schlechte Karten hat und geht mit einem mulmigen Gefühl in die Verhandlung. Wilhelm kommt ohne Umschweife zur Sache. “Wir stellen heute die Weichen für die Zukunft unserer Firma. Ich erwarte von Euch, daß persönliche Ambitionen zurückstehen und wir die Aufgaben so verteilen, wie es für die Firma am besten ist.“ Lutz kritzelt auf seinen Schreibblock „Keine Macht für Niemand“.

Die Diskussion beginnt, der Appell verhallt ungehört. Jörg reklamiert für sich Einkauf und Produktion. Elisabeth hat gute Argumente für Verkauf mit Marketing/PR, will aber auch für Personal zuständig sein. Bleibt für Lutz Verwaltung/IT, Service/Logistik. Die Diskussion wogt hin und her, Lutz kämpft vergeblich für seine bisherige Zuständigkeit. Papa Wilhelm entscheidet zugunsten seiner Kinder, denn Blut ist dicker als Wasser.

Lutz geht erschöpft nach Hause, er fühlt sich wie durch den Wolf gedreht. Ihm schwant, daß er an seinem neuen Ressort wenig Freude haben wird. Er war mit Herz und Seele für die Produktion und den Einkauf verantwortlich. Das war seine Welt, da wer auch richtig gut. Den Gedanken an Kündigung wischt er schnell beiseite. Er will sich durchbeißen.

Nach 6 Monaten intensiver Einarbeitung in die neue Materie, zahllosen Einzelgesprächen und Abteilungs-Meetings fühlt Lutz sich ausgelaugt. Er leidet unter Schlaflosigkeit, Angstgefühlen, hohem Blutdruck und Erschöpfung. Sein Hausarzt zieht ihn aus dem Verkehr mit Verdacht auf Burnout und einer leichten Depression.

Ein gescheiterter Job-Wechsel. Mit Verlierern auf beiden Seiten. Was lernen wir daraus? In der Event-Branche gibt es hauptsächlich inhaber-geführter Betriebe. Die Nachfolge in der Geschäftsleitung und der Einstieg der nächsten Generation ins Unternehmen sollten von langer Hand vorbereitet sein. Elternliebe sollte nicht blind machen.

Keep on rockin‘

ABB: DALLE3

 

Alle Blogbeiträge