Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 14

16. März 2024

Poker Face

Reise zurück in das Jahr 2013 mit dem Titel-Song von Lady Gaga

„Jeder wird bis zu seiner Stufe der Unfähigkeit befördert!“ Diese sarkastische Beschreibung über die Zustände in hierarchisch gegliederten Organisationen (Unternehmen, Institutionen, Vereine, Behörden) geistert als das Peter-Prinzip durch die Management-Literatur. Einfaches Beispiel: ein guter Lehrer ist nicht automatisch ein guter Schulleiter.

Leipzig ist eine pulsierende Metropole im Osten Deutschlands, ein bedeutender Messestandort, dessen Tradition bis auf das Jahr 1190 zurückgeht. Dazu gehört eine vielfältige Hotellandschaft mit Spitzenhotels. Helmut, der auch als Dressman eine gute Figur gemacht hätte, wohnt als Hoteldirektor mit seinem Chihuahua in der obersten Etage. Er ist jüngst von einem Novotel zu diesem 5-Sterne-Hotel gewechselt, einem klassizistischen Prachtbau mit 120 Zimmern.

Mit seinem Charme gewann er schnell die Herzen der Mitarbeiter. Alles verlief in ruhigen Bahnen, die Zahlen stimmten. Dann wurde der Posten der Hausdame vakant. Eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit, die nicht nur Erfahrung, Kompetenz und Stil, sondern auch Fingerspitzgefühl erfordert. Und ein gutes Händchen bei der Anleitung des Reinigungspersonals. In einem Wort – es braucht eine echte Lady für das erste Haus am Platze.

Zwei Kandidatinnen gehen ins Rennen: Alicia, die bisherige Stellvertreterin, seit 10 Jahren im Haus, Mitte dreißig, attraktiv, eine Spur zu kokett, sehr beliebt bei den Kollegen. Auf die Stellenanzeige hatte sich auch Gabriele, die Leiterin Housekeeping des ortsansässigen MotelOne beworben. Erstklassige Zeugnisse, Führungserfahrung, gepflegte Erscheinung.

Helmut und die Personalleiterin Gaby führen die Bewerbungsgespräche. Sie tauschen ihre Eindrücke aus. Helmut: „Eine schwere Entscheidung, Alicia kennt hier alles und alle, unsere Philosophie und sie kommt mit allen gut aus. Gabriele ist sehr qualifiziert, etwas teurer, sie war mir zu verschlossen, ein echtes Poker Face.“ Gaby: „Ich finde auch, wir sollten Alicia eine Chance geben.“ Was sie verschweigt, daß sie mit Alicia befreundet ist.
Helmut ertappt sich dabei, daß er gern bei Alicia „landen“ würde. Die Beförderung wäre vielleicht nützlich. Das hatte auch sein Vorgänger gehofft, allerdings vergeblich.

Alicia übernahm die Leitung des Housekeeping und entwickelte sich zum Biest. Die Beförderung war ihr zu Kopf gestiegen, sie kommandierte herum, wußte alles besser, reagierte mit Wutanfällen, wenn man ihr widersprach. Helmut traf zufällig eine Mitarbeiterin des Housekeeping weinend im Treppenhaus. Nach einigem Zögern schüttete sie ihr Herz aus.

Helmut versprach ihr, sich darum zu kümmern. Zur Rede gestellt, stritt Alicia alles ab und beschuldigte ihrerseits die Mitarbeiterin der Lüge.
Nach einiger Zeit der Ruhe meldete sich der Personalrat bei Helmut, es gäbe zahlreiche Beschwerden wegen Alicia und mittlerweile auch Kündigungen. Dies führe zu starken Problemen, weil der Arbeitsmarkt leer gefegt und das Haus ausgebucht sei.

Helmut und Gaby führten ein Feedback-Gespräch mit Alicia – ohne Erfolg. Sie mache nur ihren Job, die anderen wären neidisch, inkompetent und würden sie mobben. Gaby war danach entsetzt, „ich glaube, Alicia ist ein Narziss, so kannte ich sie früher nicht. Ist sie vielleicht mit der Verantwortung völlig überfordert?“ Helmut wirkte ratlos, „ich glaube, wir haben einen Fehler gemacht.“

Was lernen wir daraus? Mehr Sorgfalt bei der Beförderung und Auswahl von Führungspersonal. Schriftliche Kriterien festlegen, damit subjektive Gründe wie in diesem Fall keine Chance haben.

Keep on rockin‘

Bild: DALL E3