Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 12

21. Februar 2024

Schlaflos in Düsseltal

Reise zurück in die 90er mit dem Titel-Song von Faithless die heimliche Hymne der Event-Branche

(Nach einer wahren Begebenheit) Half past three in the morning in Düsseldorf-Düsseltal: Moritz findet keinen Schlaf. Er grübelt in einer Endlosschleife über seinen Einstieg ins Berufsleben, der nicht gelingen will.

Moritz ist eigentlich erfolgsverwöhnt: 1er-Abitur, Stipendien, Bachelor an der Uni Düsseldorf, Master an einer englischen Top-Uni, beides mit sehr gut abgeschlossen. Doch seit er an der Tür zur Berufswelt anklopfte erlebt er eine Enttäuschung nach der anderen. Jede Absage oder Nichteinladung fühlte sich wie eine Niederlage an. Zur Überbrückung bis zum ersten Job arbeitete er schon eine Weile bei einer bekannten Düsseldorfer
Altstadt-Bäckerei als Aushilfe.

Bei einigen Bewerbungen machte er teils absurde, frustrierende Erfahrungen, heute irgendwie undenkbar. Damals raubte es ihm den Schlaf. Im Sommer 2018 dann endlich der Einstieg als Junior-Projektleiter bei einer Top-3-Eventagentur mit Niederlassung an der Düsseldorfer Königsallee.

Nach einem guten Start, einer internen Auszeichnung als bester Nachwuchs-Präsentator flachte die Lernkurve langsam ab. Große Veränderungen im Team, eine vormals sehr stimmige Konstellation, brachten Moritz aus dem Gleichgewicht. Eine versprochene Gehaltserhöhung wurde während des ersten Lockdowns von der Geschäftsführung kassiert. Dann riß der Gesprächsfaden und es gab kein Gegenangebot, als eine Event-Agentur aus der Stadt mit der „großen Kirche“ (vulgo Köln) mit einem nicht nur finanziell sehr verlockenden Angebot um die Ecke kam. Man ließ Moritz ziehen, obwohl er sich ein gutes Standing erarbeitet hatte.
Doch zu früh gefreut. Die Stelle stellte sich ganz anders dar als ursprünglich kommuniziert. Das Team gab es quasi nicht mehr. Die Bereichsleiterin wurde in die Geschäftsführung befördert, der Team-Leiter war in Elternzeit (mit beiden hatte das Bewerbungsgespräch stattgefunden) und die Juniorin hatte kurz vorher innerhalb der Probezeit gekündigt. Für keinen gab es zum Zeitpunkt seines Eintritts einen Ersatz. Entsprechend musste er das Tagesgeschäft komplett alleine stemmen, ohne jegliche Einarbeitung. Nach zwei Monaten kam eine neue Team-Leiterin von intern, die ihren schlechten Ruf schnell bestätigte. Die Zusammenarbeit war kompliziert, sie übte ständig Druck aus (auch mit Nonsens-Aufgaben). Moritz sollte aufwändige Konzepte im Alleingang schreiben, obwohl er immer deutlich gemacht hatte, daß er darin keine Erfahrung hatte.

Half past three in the morning – Moritz findet wieder keinen Schlaf. Irgendwie saß er in der Falle. Er wollte nur weg, aber wie auf die Schnelle einen neuen Job finden? Die zwei kurzen Stationen würden sich auch im Lebenslauf nicht gut machen. Zweifel hielten ihn die halbe Nacht wach: „Man kann doch nicht einfach weglaufen, wenn’s schwierig wird…“

Schließlich streckte er doch seine Fühler in Richtung der alten Agentur aus und fragte informell, ob es Möglichkeiten für eine Rückkehr gäbe. Kurz – der „verlorene Sohn“ wurde wieder eingestellt, mit höherem Gehalt und dem Versprechen einer Beförderung. Glück gehabt.

Was lernen wir daraus? Manchmal hat man bei einem Wechsel einfach Pech. Ein Abgang vom alten Arbeitgeber mit Stil schadet nie.

Keep on rockin‘

Bild: DALL E3