Der Spieler
Reise zurück in das Jahr 2024 mit dem Titelsong „Forbidden Road“ von Robbie Williams
„Karten sind das ABC des Teufels“ Julian ist ein begnadeter Show Designer und würde dieses sorbische Sprichwort sofort unterschreiben.
Er war der ungekrönte König der Inszenierung von Automobil-präsentationen für Events und Messen. Doch wenn der Beifall verklungen war, fiel er in ein tiefes Loch. So wie es Bruce Springsteen in seiner Autobiografie beschreibt, nach dem Ende der Tournee. Julians komplettes Leben wurde von seiner Sucht bestimmt: erst waren es Automaten, dann die Karten. „Tag und Nacht dachte ich nur ans Spielen. Mittags schnell ins Internet, nach der Arbeit im Hinterzimmer einer Spielhölle. Ich habe ein Doppelleben geführt.“
Die Angst trieb Julian um. Die Angst vor dem kreativen Burnout. Er fühlte sich erschöpft, leer und flüchtete dann in die Welt des Kartenspiels. Zur Betäubung unangenehmer Gefühle. Nie würde er sich als spielsüchtig bezeichnen, auch wenn er Freunde und Familie häufig anpumpen mußte, um seine Schulden zu bezahlen.
Die Krise der deutschen Automobilindustrie geht auch an Julian nicht spurlos vorbei. Der Rückgang seiner Aufträge zwingt ihn zum Nachdenken. Eines Tages entscheidet er sich zum Seitenwechsel und sucht nach einer Festanstellung. Er bewirbt sich beim Europa Park in Rust als Head of Entertainment. Dort ist man von seiner Prominenz geblendet und vergißt den Grundsatz „Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten“.
Der Neuanfang beflügelt Julian zunächst, ans Pokern denkt er selten. Doch mit der Zeit fehlt ihm der Glamour der Weltpremieren, das Schulterklopfen der Kunden, sein Name in der Presse. Die anfängliche Motivation verfliegt, zumal er mit seinem Team nicht richtig warm wird.
Er spürt wieder diese innere Unruhe und an einem verregneten Sonntag wird er schwach und fährt ins nahe gelegene Spiel-Casino nach Baden-Baden. Die Dämonen schlafen nur, der Teufelskreis beginnt auf’s Neue.
Tagsüber macht er kurze Abstecher ins Internet, um online Poker zu spielen. Darunter leidet irgendwann seine Arbeit. Immer häufiger schmeißt er Abgabetermine. Mit der Zeit empfindet er seine Situation als ausweglos – die Schulden wachsen und genauso wie die Fehler im Job. Eines Tages passiert es. Als Julian zur Toilette geht vergißt er, den Tab von pokerstars.de zu schließen. Unangemeldet kommt der Geschäftsführer in sein Büro. Als Julian zurück ist stellt er ihn zur Rede. Er gerät ins Stottern, bekommt einen Schweißausbruch. Thomas, der Geschäftsführer, verläßt das Büro nicht, sondern setzt sich auf einen Stuhl. Er schlägt die Beine übereinander und wartet. Schweigt und wartet. Schließlich hält es Julian nicht mehr aus. Er dreht und windet sich bis er endlich seine Spielsucht eingesteht.
Er wird gekündigt, verbunden mit einer noblen Geste von Thomas. Der Arbeitgeber bezahlt eine Therapie.
https://www.spielsucht-therapie.de/
Der Europa Park schreibt die Stelle neu aus, die direkten und die indirekten Kosten summieren sich auf einen mittleren 5-stelligen Betrag. Sucht am Arbeitsplatz, egal in welcher Form, ist ein heikles Thema. Wie Arbeitgeber richtig reagieren findet Ihr hier
https://www.stellenanzeigen.de/arbeitgeber/wecruit/sucht-am-arbeitsplatz/
Keep on rockin‘
Abb DALL E3