Das Narrenschiff
Reise zurück in das Jahr 1998 mit dem Titelsong von Reinhard Mey Das Narrenschiff
Nein, gemeint ist nicht die ehemalige Ampel-Regierung, obwohl, es klingt irgendwie vertraut „Der Steuermann lügt, der Kapitän ist betrunken und der Maschinist in dumpfe Lethargie versunken. Die Mannschaft, lauter meineidige Halunken. Der Funker zu feig um SOS zu funken. Klabautermann führt das Narrenschiff. Volle Fahrt voraus und Kurs aufs Riff.“
Spaß beiseite – die Besatzung dieser fiktiven Geschichte sind ein HR- Manager, der Crew Director, der Director Guest Services Operations und der Betriebsrat. Mittendrin Verena, die Bewerberin. Sie bewirbt sich als Event-Managerin auf dem Kreuzfahrtschiff Andrea Doria, deren Heimathafen Rostock ist. Verena hat schon immer davon geträumt, auf einem solchen Schiff zu fahren und das Entertainment zu verantworten. Durch Zufall findet sie eine entsprechende Ausschreibung. Dies ist ihre Odyssee:
Die erste Runde besteht aus einem Video-Call mit dem HR-Manager. Sie sei eine von sechs Bewerbern, die man sich anschaue. Nach einer guten Woche erhält Verena einen Termin für die zweite Runde, ein Video-Call mit dem Director Guest Services Operations, der dann kurzfristig verschoben wird. Nachdem sie etliche Tage nichts gehört hat beschleichen Verena erste Zweifel, ob man tatsächlich an ihr interessiert ist.
Das Interview findet dann ad hoc morgens um 8:00 Uhr statt, was Verena gar nicht behagt. Am Ende fragt sie sich, ob sie noch im Rennen ist, die Ungewißheit macht sie kribbelig. Einige Tage später ruft ein gutgelaunter Mann an, der sich als Crew Director der Andrea Doria vorstellt, er wolle sie zu einem persönlichen Gespräch auf das Schiff einladen.
Runde drei in Rostock, seit der Bewerbung sind sieben Wochen vergangen. Das Gespräch verläuft positiv „Ich werde veranlassen, daß Sie in den nächsten Tagen ein Angebot erhalten.“ Eine Woche vergeht, keine Post, weder digital noch Papier. Schließlich ruft Verena den HR-Manager an, der sich windet. „Ich bin zuversichtlich, daß wir das übermorgen über die Bühne kriegen.“ Verena ist irritiert, was hat das zu bedeuten? Keiner ihrer Gesprächspartner hat sich je verbindlich geäußert.
Sie fragt ihre Cousine, die im Personalwesen arbeitet. „Das könnte daran liegen, daß der Betriebsrat zustimmen muß. Was dann auch passierte. Verena wußte nicht, ob sie sich freuen sollte. Hatte sie auf einem bürokratischen Supertanker angeheuert?
Was lehrt uns diese Geschichte? Recruiting-Prozesse müssen schnell, für Kandidaten transparent und wertschätzend sein, sonst könnte es passieren, daß am Ende der Bewerber woanders andockt.
Keep on rockin‘
Abb DALL E3