Job-Wechsel und andere Abenteuer – Episode 21

19. September 2024

Girls just wanna have Fun

Reise zurück in die 80er mit dem Titel-Song von Cindy Lauper

Was ist paradox? Wenn man sich bei einem TV-Sender bewirbt obwohl man kein lineares Fernsehen schaut. Luisa hat gerade ihren Bachelor im Studiengang „Event- und Medienmanagement“ an einer privaten Kölner Hochschule erworben. Ihre Lebenslust ist ansteckend und auch sonst hat es die Natur gut mit ihr gemeint, was ihre Selbstverliebtheit erklärt.

Luisa‘s Revier ist das Belgische Viertel, das von Restaurants, Second-Hand-Läden für Mode, Bücher und Schallplatten gesäumt wird. Jeden kleinsten Anlaß nutzt sie für eine Selbstinszenierung bei TikTok oder wird für ihre Instagram-Story mit Inbrunst gefiltert. Sie teilt fast jeden Moment ihres Alltags, Luisa und ihr Smartphone sind unzertrennlich.

Der Ernst des Lebens beginnt für Luisa an einem Montagmorgen auf der Schäl Sick (rechts-rheinisch), in der Personalabteilung von RTL. Sie strahlt mit dem Notenspiegel ihres Zeugnisses um die Wette, was die Recruterin und den Head of Event stutzig macht, weil ihre Fachkenntnisse recht lückenhaft sind. Irritierend ist auch ihre körperliche Unruhe, da sie ständig mit dem Bein wippt. Doch die Event-Abteilung benötigt dringend Verstärkung und man will es mit Luisa versuchen.

Einige Wochen später wird ein Feedback-Gespräch anberaumt. Die Atmosphäre ist angespannt. Luisa hat ihre Selbstsicherheit komplett verloren, wippt hyper-nervös mit ihrem Bein. „Luisa, wir sind einigermaßen enttäuscht von Dir“ beginnt der Abteilungsleiter Event. „Du bist häufig unkonzentriert und abgelenkt. Deine Lernkurve zeigt eher nach unten als nach oben. Wie erklärst Du Dir das?“

„Ich weiß es selbst nicht. Die Arbeit macht voll viel Spaß, aber ich bin so hibbelig.“ „Wir haben beobachtet, daß Du sehr viel mit Deinem Smartphone beschäftigt bist.“ „Ja? „Ich“, Luisa gerät ins Stottern, denn man hat ihren wunden Punkt getroffen, „ich weiß auch nicht, es ist wie ein Zwang, ich kann mich nicht dagegen wehren.“

„Luisa, wir glauben, daß Du online-süchtig bist, also eigentlich krank.“ Luisa sackt in sich zusammen. „Unser Betriebsarzt kennt sich damit aus und wir bieten unseren Mitarbeitern seit diesem Jahr ein digitales Entgiftungsprogramm an. Du bist nicht allein mit dieser Form von Sucht. Wenn Du das Programm absolvierst, verlängern wir Deine Probezeit, ansonsten müssen wir Dir hier und heute kündigen.“ Luisa nickt, sie ist eigentlich erleichtert, daß sie eine Chance bekommt, mit ihrem Problem fertigzuwerden.

Die digitale Reizüberflutung erschwert zunehmend den privaten und beruflichen Alltag. Viele Menschen gehen abends frustriert ins Bett und sind unzufrieden, wie wenig Zeit der Tag scheinbar hatte, wie gestresst sie sind – und mit dem Gefühl, zu viel „gedaddelt“ zu haben. Das größte Problem besteht nicht in den digitalen Tätigkeiten selbst, sondern in der versuchten Gleichzeitigkeit zwischen realem und digitalem Leben. Insbesondere die Generation Z ist davon betroffen, weil sie mit dem Smartphone aufgewachsen ist. Wir haben bis heute keinen rationalen Umgang mit dem Smartphone gelernt. Es wird erst jetzt deutlich, daß Smartphones bzw. Social Media ein Suchtpotential wie Heroin haben.

Unternehmen müssen sich auf diese neue Zivilisationskrankheit einstellen, denn man kann sich neue Mitarbeiter immer weniger aussuchen, sondern muß mit dem leben, was der Arbeitsmarkt hergibt.

Buchempfehlung: Dr. Martin Korte „Frisch im Kopf: Wie wir uns aus der digitalen Reizüberflutung befreien“

Keep on rockin‘

Abb: DALL E3